Als ich rund einen Monat in Wilhelmshaven war, ging ich mit einem Bekannten in die Marktstraße, weil er mir die Scholle zeigen wollte. Er wohnt schon seit Jahrzehnten hier und kennt sich supergut aus. Immer, wenn er versucht mir zu erklären, wo ich was finde, sitze ich ihm achselzuckend gegenüber und habe keine Ahnung, wo er sich gedanklich gerade befindet. Ehemalige Tanzlokale, wichtige Plätze oder Kreuzungen… Für mich alles böhmische Dörfer. Deshalb war ich sehr dankbar, dass er mir die Scholle persönlich zeigen wollte. Auf dem kurzen Weg dorthin begegneten uns vier Menschen. Drei von ihnen grüßten mich, wir blieben kurz stehen und sprachen ein wenig. Bei der ersten Begegnung schaute mein Bekannter etwas verdutzt, bei der zweiten wurden die Augen noch größer und nach der dritten meinte er: „Sag mal, Du wohnst doch erst einen Monat hier. Warum kennst Du so viele Menschen?“ Ich bin ganz sicher: Das war ein großer Zufall. Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein Gesicht wiedererkenne und ich ihm einen Namen zuordnen kann. Das heißt es für mich anzukommen: Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Und das mit den Tanzlokalen, Plätzen und Kreuzungen… Das wird bestimmt noch. Irgendwann.

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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