Leer/Hannover (epd). Als erste evangelische Landeskirche unterstützt die Evangelisch-reformierte Kirche die kirchliche Initiative für ein Seenotrettungsschiff im Mittelmeer. «Wir stellen für die Anschaffung oder Entsendung 15.000 Euro bereit», kündigte Kirchenpräsident Martin Heimbucher am Freitag in Leer an. «Das Schicksal derer, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten, darf uns nicht gleichgültig sein.» Heimbucher kritisierte zudem die Kriminalisierung ziviler Seenotretter. «Seenotrettung ist eine rechtliche Verpflichtung und ein Gebot christlicher Nächstenliebe.» Im September wird der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Konzept zur Umsetzung eines Rettungsprojektes beraten.

Die kirchliche Initiative für ein neues Rettungsschiff solle ein Zeichen setzen und die Gesellschaft an ihre humanitäre Pflicht erinnern, unterstrich Heimbucher. «Solange es keine staatliche, von der Europäischen Union getragene Seenotrettung im Mittelmeer gibt, sind zivile Initiativen notwendig.» Die Unterstützung eines zivilen Rettungsschiffs sei auch eine Mahnung an die europäische Politik, dass dringender denn je Seenotrettung und ein europäischer Verteilmechanismus für Bootsflüchtlinge benötigt würden. «Es wäre aber ein starkes Zeichen, wenn sich viele Kirchen in Europa der Initiative anschließen.»

Die Idee dazu entstand beim evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund. In einer Kirchentagsresolution forderten Besucher die EKD auf, die Initiative für ein kirchlich getragenes ziviles Rettungsschiff zu ergreifen. Mitglieder eines Trägervereins sollten mit einem Beitrag die Anschaffung eines Schiffes unterstützen. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte in der Vergangenheit den Vorschlag ausdrücklich unterstützt.

Ein Sprecher der EKD bestätigte, dass auch die leitenden kirchlichen Gremien die Idee befürworteten. Ein Konzept, in welcher Weise sich die EKD in einem Bündnis beteiligen könne, soll dem Rat in seiner kommenden Sitzung Anfang September vorgelegt werden. Dem Bündnis sollten sich Kirchen, Organisationen, Kommunen und Einzelpersonen anschließen können. Die EKD lege größten Wert auf eine breite zivilgesellschaftliche Verankerung des Projektes, namentlich die Einbindung der in der Tradition der «christlichen Seefahrt» stehenden deutschen Reeder.

Unterdessen will die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Aerzen bei Hameln mit einer Faltschiffchen-Aktion die EKD zur aktiven Seenotrettung im Mittelmeer ermutigen. Bis Anfang September könne jeder, der ein kirchliches Rettungsschiff im Mittelmeer befürworte, ein kleines Papierschiffchen mit seinem Namen darauf im Pfarramt abgeben, sagte Gemeindepastor Christof Vetter. Die Schiffchen sollen dann ins EKD-Kirchenamt nach Hannover gebracht werden mit der Hoffnung, dass die EKD sich an der Seenotrettung beteilige.

Source: Kirche-Oldenburg