Göttingen (epd). Mit einem Wanderjahr wie im Mittelalter will die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) Niedersachsen junge Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren. Das nach eigenen Angaben einzigartige Pilotprojekt «Wanderjahr» startet in diesen Tagen in Göttingen, sagte Martin Skowronek vom regionalen LEB-Bildungszentrum am Montag.

Um sich auf ihr späteres Berufsleben vorzubereiten, sollen die Jugendlichen ein Jahr lang unterwegs sein und dabei in mehrwöchigen Praktika Unternehmen und Berufsfelder kennenlernen. Ganz nach dem historischen Vorbild dürfen die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 23 Jahren während ihres Wanderjahres ihrem Heimatort nicht näher als 30 Kilometer kommen. Auf diese Weise könnten die Jugendlichen wesentliche Erfahrungen für das Leben sammeln, hieß es.

Nach Möglichkeit sollen die jungen Frauen und Männer das Wanderjahr mit einer zugesagten Ausbildungsstelle abschließen. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit würden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch die LEB unterstützt, sagte Skowronek.

Das auch Walz genannte Wanderjahr war vom Spätmittelalter bis zum Beginn der Industrialisierung für Gesellen nach der Lehre eine Voraussetzung der Zulassung zur Meisterprüfung. Wenn der Wandergeselle in eine fremde Stadt kam, fragte er in den Betrieben seines Handwerks nach Arbeit. Fand er keine, bekam er bei bestimmten Zünften ein kleines Zehrgeld und reiste umgehend weiter. Seit einigen Jahren wird der Brauch wiederbelebt, und Handwerker begeben sich freiwillig auf Wanderschaft.
Source: Kirche-Oldenburg