Es kommt ein Schiff geladen, bis an sein höchsten Bord …… Dieses alte Adventslied liebe ich sehr. Es erzählt davon, dass Gottes Sohn kommt, von einem Schiff getragen. 
Das Segel ist die Liebe, der Heilige Geist der Mast. Wir feiern zu Weihnachten die Geburt dieses Sohnes, nennen und besingen ihn als unseren Retter, der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe in die Welt bringt.
In den vergangenen Jahren fällt es mir schwerer, dieses Lied zu singen – ohne dass ich die anderen Schiffe vor Augen habe: die Bilder von wankenden Schlauchbooten, überfüllt von Menschen, deren Not und Verzweiflung so groß ist, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen – in der Hoffnung auf ein sicheres Leben, ein würdiges Leben, auf Leben überhaupt. Boote, die nicht seetüchtig sind,  beladen mit Menschen, – großen und kleinen,  mit Träumen und Sehnsucht. 
Menschen, die in Seenot geraten, müssen gerettet werden. Diese Pflicht ist Ausdruck der Menschlichkeit und tief verankert in der Jahrhunderte alten, maritimen Tradition und in internationalen Übereinkommen über Seenotrettung. Punkt. 
Wir schicken ein Schiff ins Mittelmeer. Das hat die Evangelische Kirche in Deutschland beschlossen. In einem breiten gesellschaftlichen Bündnis wird ein zusätzliches Schiff zur Rettung von Ertrinkenden ins Mittelmeer gesandt. 
Umstritten ist das, ja! Keine Lösung für die großen Fragen in  Flüchtlingspolitik! Nein! Und trotzdem finde ich das richtig – und gut. Weil es im Namen der Menschen- und Nächstenliebe geschieht.

Anke Stalling 

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