Wilhelmshaven/Berlin (epd). Die Kinderhospiz-Expertinnen beklagen zum Tag der Kinderhospizarbeit an diesem Sonntag (10. Februar) eine mangelnde stationäre Palliativversorgung für sterbenskranke Kinder und Jugendliche in Deutschland. «Palliativplätze für Kinder in Kliniken sind rar gesät», sagte Irene Müller, Geschäftsführerin des Kinderhospizes «Joshuas Engelreich» in Wilhelmshaven, am Freitag dem epd.

Während die Versorgung für Erwachsene mittlerweile bei 95 Prozent liege, betrage die Quote für Kinder nur fünf Prozent, ergänzte Sabine Kraft, Geschäftsführerin des Bundesverbands Kinderhospiz: «Das ist für uns ein stetiger Kampf.» Bundesweit hielten nur drei Krankenhäuser in Göttingen, Datteln und München entsprechende Plätze bereit.

Demgegenüber sei die Ausstattung mit den 16 stationären Kinderhospizen in Deutschland gut. Zurzeit würden neun bis zehn neue Häuser geplant, betonten die Expertinnen. In den Hospizen werden Kinder mit einer lebensverkürzenden Erkrankung und ihre Familien bis zu vier Wochen im Jahr betreut. Das Angebot gilt ab dem Zeitpunkt der Diagnose.

Engpässe und Wartelisten gebe es allerdings in den Ferienzeiten, bestätigte auch Martin Gierse, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhospizvereins. Deshalb biete der Verein mittlerweile Ferienfreizeiten an, etwa an der Nordsee in Zusammenarbeit mit dem Kinderhospiz «Löwenherz» in Syke.

Dagegen sei dass Angebot an ambulanten Kinderhospizdiensten insgesamt in Deutschland nicht ausreichend, sagte Gierse. Es sei vor allem schwierig, genügend Ehrenamtliche zu finden, die bereit seien, eine Begleitung schwerstkranker Kinder in deren Familien über einen längeren Zeitraum zu übernehmen.

Aus dem Umfeld der Familien kommt nach Gierses Worten zunehmend der Wunsch nach neuen Wohnformen für schwerstkranke Jugendliche. «Die kranken Kinder werden aufgrund des medizinischen Fortschritts immer älter und wollen als junge Erwachsene nicht mehr unbedingt bei ihren Eltern wohnen.» Einige Einrichtungen wie etwa «Löwenherz» in Syke seien derzeit dabei, ein Konzept für Beatmungs-Wohngemeinschaften zu entwickeln.

Ein weiteres noch junges Angebot, das bisher nur in Berlin und Hamburg existiere, seien teilstationäre Kinderhospize, erläuterte Sabine Kraft. Sie nähmen junge Patienten auch für wenige Stunden, einen Tag oder eine Nacht auf. Sie sehe dafür durchaus einen Bedarf.
Für manche Familien mit beatmeten und pflegeintensiven Kindern könne es wichtig sein, stundenweise Entlastung zu erfahren.

Der Fachkräftemangel sei in den stationären Kinderhospizen, aber vor allem bei den ambulanten Kinderpflegediensten zu spüren, sagte Irene Müller, die auch im Vorstand des Bundesverbandes sitzt. Sie stellen die Pflege der Kinder zu Hause in den Familien sicher. Die Pflegedienste fänden jedoch kaum Personal, das für die Pflege von oftmals dauerbeatmeten und intensivmedizinisch zu betreuenden Kindern ausgebildet sei.

Source: Kirche-Oldenburg