Unser Hund, der Fado, ist ein Schnoodel. Riesenschnauzer-Königspudel. Er ist jetzt anderthalb Jahre alt und hat sich schon gut angepasst an den Alltag im Pfarrhaus. Vormittags schläft er auf dem Sofa und hebt nicht mal den Kopf, wenn man an ihm vorbeiläuft. Weil meistens eh alle beschäftigt sind oder gar nicht da. Aber wenn ich nach Hause kommt, schaut er aus dem Fenster, weil er unsere Schritte erkennt. 

Er freut sich über jeden Menschen und über fast jeden Artgenossen. 
Er weiß, dass Joghurtbecher ausgeleckt werden müssen, bevor sie in den gelben Sack kommen. 

Er weiß nicht, dass er ein sehr großer Hund ist, der eigentlich nicht auf den Schoß passt. Aber die Hälfte von ihm passt dann doch und reicht zum Kuscheln. Das weiß er.

Er vergisst nie, wo am Vortag ein wenig leckeres Gyros im Gebüsch an der Straße gelegen hat. 

Und – das ist das Allerwichtigste – man kann ihm nichts vormachen. Fado weiß genau, ob ich es ernst meine, wenn ich etwas von ihm will. All dieses Sitz, Platz, Komm, Aus und Nein. Was man halt von einem Hund so verlangt den lieben langen Tag. Einfach nur so dahingesagt, funktioniert gar nichts. Er ignoriert es. So tun, als ob ich ein megatolles Leckerchen in der Hand habe, geht auch nicht. Er weiß auch aus 50 Meter Entfernung, ob da was kommt oder nicht. Ob ich das, was ich tue oder sage, auch wirklich meine – er kann es spüren. 

Kann man auch auf Menschen anwenden. Nicht so viel vorspielen: Sagen, was ich meine, nicht so viel tun als ob. Sich aufrichtig und ehrlich begegnen. Es ist ein großes Geschenk, wenn man eine Freundin oder einen Freund hat, wo man spürt: die oder der, der meint es genau so, wie er es sagt.  Wir brauchen das, gerade jetzt.  Verlässlichkeit.  Ehrliche Worte, ehrliche Blicke – und auch ehrlich gemeinte Hoffnung und Zuversicht.  
Bleiben Sie gesund.

Stefan Stalling

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