Babette ist auf der Flucht. Zwei fromme und bescheidene Schwestern aus einer kleinen dänischen Gemeinde stellen sie ein. Als Babette Geld gewinnt, möchte sie sich für die Aufnahme in die Dorfgemeinschaft mit einem Gastmahl bedanken. Die Schwestern stimmen zu und Babette lässt die Zutaten für das Festmahl aus Frankreich anliefern.

Bei erlesenem Essen und gutem Wein verändern sich die Eingeladenen: Sie öffnen sich einander und längst verdrängte Erinnerungen und Sehnsüchte werden wach. Die Tafelnden werden leichter von Gewicht und leichter von innen her, je mehr sie essen und trinken.

Zwei verfeindete alte Frauen erinnern sich, wie sie den Weg zum Konfirmandenunterricht Hand in Hand singend miteinander gegangen sind. Ein Mann, der einen anderen vor Jahren beim Holzkauf betrogen hatte, gibt es jetzt zu. 

Eine ältere Witwe und ein älterer Herr, die einmal etwas miteinander hatten, als sienoch verheiratet war, und die sich danach gegenseitig für ihre Verfehlung verantwortlich machten, tauschen endlich den langen Kuss, für den sie in ihrer stürmischen Liebesaffäre nie Zeit hatten.

Allen ist klar, dass ihnen gerade die grenzenlose Gnade Gottes zuteilwird. Die Gäste verlassen fröhlich das Fest. „Segne dich,“ hallt es ihnen nach.

Die Schwestern stehen noch lange vorm Haus. „Die Sterne sind näher gekommen“, sagt die eine. „Das werden sie jetzt jede Nacht tun“, antwortet die andere.

„Und der HERR wird auf seinem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen. Er wird den Tod verschlingen auf ewig und er wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen.“

Natascha Faull – Pastorin an Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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