Unter dem Motto „Damit wir frisch werden“ laden die Bremische Evangelische Kirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg und die Evangelisch-reformierte Kirche beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgarter gemeinsam ein. Ein Ausflugsschiff am Ufer des Neckars soll zum Treffpunkt für Kirchentags-Teilnehmende aus Oldenburg und Bremen sowie aus der Reformierten Kirche werden. Eine zehnköpfige Crew sorgt dort für die Gäste und steht auch für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung. Am Donnerstagvormittag, 4. Juni, eröffnen die drei leitenden Theologen der Kirchen den Treffpunkt offiziell um 11 Uhr.

Unter der Losung „damit wir klug werden“ findet der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart statt. Erwartet werden mehr als 100.000 Gäste und Teilnehmende.

Die Themen der Küste bringen die drei evangelischen Kirchen aus dem Nordwesten gemeinsam zum Kirchentag nach Stuttgart. Denn diese Themen sind – vor allem mit Blick auf den Klimawandel – nicht nur regional interessant, sondern haben auch globale Bedeutung. Und so soll die Veranstaltung „Küste, Klima, Katastrophe! Nu mal Butter bei die Fische!“ die Brücke schlagen, von den Themen vor Ort zur weltweiten Frage der globalen Erwärmung.

„Das Thema Umweltschutz ist uns ganz wichtig“, betont Pastor Thomas Adomeit. Der Referent des Oldenburger Bischofs Jan Janssen organisiert für die oldenburgische Kirche das gemeinsame Engagement mit Bremern und Reformierten beim Kirchentag. Der Klimawandel habe Auswirkungen, die sich sehr stark in Afrika zeigten, aber eben auch im Weltkulturerbe Wattenmeer. „Das Watt ist hochsensibel, daran lässt sich vieles ablesen“, betont Adomeit.

Und so veranstalten die drei Kirchen aus dem Nordwesten Deutschlands ebenfalls gemeinsam eine Open-Air Veranstaltung in der Stuttgarter Innenstadt auf der Marktplatz-Bühne. „Am Anfang war das Watt" lautet der Titel, der durch die Unterzeile „Küste, Klima, Katastrophe“ ergänzt wird und auf das Schwerpunktthema des Kirchentags verweist. Mit der Revue sollen Themen der Küstenregion, die auch alle anderen betreffen, in den Süden Deutschlands gebracht werden.

„Wir wussten, dass das Thema Nachhaltigkeit und Klima auch ein Thema des Kirchentags ist, aber wir wollen dieses Thema nicht mit erhobenem Zeigefinger angehen, sondern lebendig und informativ“, sagt Ulf Preuß, Pressesprecher der reformierten Kirche. Und Adomeit ergänzt: „Wir zeigen unser Programm auf der Open-Air-Bühne am Rathausmarkt umgeben von Geschäften. Da müssen wir Lust machen, zuzuschauen und zuzuhören.“ Und dass soll mit dem Rahmen der Veranstaltung gelingen, den die Bremer Künstler Ramona, Ramon, Ramme und Mr. Swing gestalten. Die Künstler lassen in Bremen die alte Hafenkultur wieder aufleben und beschäftigen sich auch mit Umweltthemen. Mit Musik und Kleinkunstelementen lassen sie den Klimawandel aus nordwestdeutscher Sicht in Stuttgart lebendig werden.

„Wir wollen Aufmerksamkeit für das Thema wecken, nicht unbedingt Wissen vermitteln“, betont Adomeit. Ein kleiner Aha-Effekt bei den Zuschauern reiche schon. Und der kann von „Aha, das hat mir gefallen“, bis „Aha, das Thema geht mich doch was an“ reichen. Und mit Emmanuel Noglo von der Norddeutschen Mission, einer Schäferin aus dem Rheiderland und dem Leiter des Wattenmeerhauses in Wilhelmshaven kommen am Donnerstag von 14.30 bis 16 Uhr interessante Gäste zu Wort.

Gemeinsam beim Kirchentag, diese Erfahrung hatten die drei Kirchen auch schon in Hamburg gemacht. Und nach dem Erfolg waren sich alle einig, die Kooperation auch in Stuttgart fortzusetzen. Und Kirchentag ohne Schiff, das ging nicht. Also wird es auch in diesem Jahr ein gemeinsames Schiff der drei Kirchen geben. Der Ausflugsdampfer wird auf dem Neckar in der Nähe der Hauptbühne am Berger Steg liegen. „Wir wollten in Stuttgart einen Akzent setzen, der zu uns passt“, sagt Adomeit. Der kleine Ausflugsdampfer solle ein Ort der Begegnung für Menschen aus dem Nordwesten und alle Interessierten werden. Unter dem Motto „damit wir frisch werden“ soll das Schiff eine Oase sein, auch mit Möglichkeiten zu seelsorgerischen Gesprächen.

Das Leben der Jazz-Legende Billie Holiday steht aus Anlass ihres 100. Geburtstags (7. April) im Mittelpunkt eines Jazz-Gottesdienstes mit Bischof Jan Janssen am Donnerstagabend in der Ev. Steigkirche in Stuttgart. Unter dem Motto „Sophisticated Lady“ bewegt sich der Jazz-Gottesdienst musikalisch zwischen Blues, Swing und Bebop und besteht aus 15 Jazz-Songs aus dem Repertoire von Billie Holiday. Die Hommage an Billie Holiday, die Lady Day des Jazz, wird musikalisch gestaltet von „Fola Dada & The Billie Projekt“ mit der renommierten Sängerin Fola Dada. Im Jazz-Gottesdienst geht es darum, so Bischof Janssen, „die Sehnsucht der Lieder von Billie Holiday mit Texten der Bibel, insbesondere mit Psalmen zu verknüpfen. Dabei bewegt uns auch ihre Biographie, die eine dramatische war.“

Mit mehreren Veranstaltungen ist auch die Oldenburger Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser beim Kirchentag in Stuttgart aktiv. So leitet sie Samstag in der Zeit von 15 bis 16 Uhr in der Kirche St. Rupert die Veranstaltung „Lass die Stimme klingen“. Landeskirchenmusikdirektorin Besser lädt ein, Erfahrungen mit der eigenen Stimme zu machen, in einem Raum und im Zusammenklang mit anderen. Stimmig sein im Gottesdienst. Darüber hinaus stellt Beate Besser am Samstagnachmittag ab 17 Uhr in der Zelthalle 15 (Kunstrasenplatz, Mercedesstr.) das Oldenburger Modell von Pop-Kantoren unter dem Thema „Popular-Musik in der Kirche“ vor. Landeskirchenmusikdirektorin Besser stellt sich dabei in einer Podiumsdiskussion der Frage: Muss sich auch die Ausbildung für Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker verändern?

Gespräche stehen im Mittelpunkt des Projektes „Bildungslücke Fremdling“, mit dem die Evangelische Akademie gemeinsam mit der Heimvolkshochschule Rastede und der Volkshochschule Oldenburg am Kirchentag in Stuttgart teilnimmt. Mit einer „Lebendigen Bibliothek“, wollen die Organisatoren Vorurteile abbauen. 18 Frauen und Männer mit Migrationshintergrund haben sich dafür bereit erklärt, Interessierten über ihr Leben zu erzählen. Sie können als lebendige Bücher jeweils für 30 Minuten „ausgeliehen“ werden.

„Wir haben 14 verschiedene Nationalitäten“, berichtet Uwe Fischer von der Evangelischen Akademie. Die Teilnehmer kommen aus Vietnam, Myanmar, Usbekistan, Afghanistan, Iran, Syrien, Panama, Nicaragua, Mexiko, den Niederlanden, Österreich, Polen und der Ukraine. So verschieden die Länder so unterschiedlich auch die Lebensgeschichten. Einige Teilnehmende leben schon Jahrzehnte in Deutschland. Andere sind derzeit noch im Flüchtlingslager und wissen nicht, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. Es gehe sehr nahe, diese Geschichten von Betroffenen direkt zu hören, betont Fischer das Besondere der „Lebendigen Bibliothek“. Eine solche Fluchtgeschichte hat der 20-jährige Muhammad aus Afghanistan zu erzählen. Sein Leben ist von Flucht geprägt. „Ich bin im Iran groß geworden“, erzählt er. Und Fischer ergänzt: „Im Iran dürfen Flüchtlinge nicht zur Schule gehen.“

Zu den „lebendigen Büchern“ gehört auch Dudu. Er kommt von der Elfenbeinküste. Seit 2002 lebt er in Deutschland. „Diese Bibliothek zeigt die Menschen. Was in ihnen steckt, was sie erlebt haben“, sagt der 37-Jährige. Und er betont: „Schon in der Vorbereitung lernen wir Menschen kennen, tauschen unserer Kultur aus. Ich hoffe das wird in Stuttgart noch intensiver.“ Dudu wird seine Geschichte auch einem größeren Publikum erzählen. Während der Zeit in Stuttgart wird er von einem Fernsehteam begleitet. Ausgestrahlt wird die Sendung „Gott und die Welt“ des SWR am Sonntag, 7. Juni und 17.30 Uhr in der ARD.

Die Demokratische Kultur nimmt eine Gesprächsveranstaltung mit Thomas Adomeit am Freitag von 14.30 bis 18 Uhr auf der Open-Air-Bühne am Marktplatz in den Blick. Dort diskutiert Thomas Adomeit mit Wolfgang Thierse, Friedrich Schorlemmer und Heiner Geißler darüber, wie Demokratie klug gelebt werden kann. Was bewegt Menschen, etwas in der Gesellschaft zu bewegen, fragt sich die Runde und sucht nach Antworten auf die sinkende Wahlbeteiligung.

Hier eine Auswahl von Veranstaltungen auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart mit Oldenburger Beteiligung:

OFFENES SCHIFF: Damit wir frisch werden
Klönschnack, Treffpunkt, Chillout-Area, Tageszeitgebet und Begegnung.
Ort: Binnenschiff am Schleusenanleger am „Cannstatter Wasen“, Berger Steg (Gelände im Neckarpark u.a. für den Markt der Möglichkeiten und den Schlussgottesdienst)
Zeit: Donnerstag, 4. Juni bis Samstag, 6. Juni – 11.00 bis 19.00 Uhr
Am Donnerstag, 11 Uhr, eröffnen Bischof Jan Janssen, Schriftführer Renke Brahms und Kirchenpräsident Martin Heimbucher das Schiff und begrüßen Synodale, Mitwirkende, Gäste und Freunde unserer Kirchen.

„Am Anfang war das Watt“: die drei Kirchentags-Landesausschüsse aus Oldenburg, Bremen und Leer präsentieren den Nordwesten im Süden.
In einer bunten Revue werden Geschichten von Meer und Hafen erzählt. Eine Schäferin aus dem Rheiderland, der Leiter des Wattenmeerhauses Wilhelmshaven, „Ramona Ariola“ aus Bremen u.a. bringen ein Stück Oldenburg nach Stuttgart.
Ort: Open-Air-Bühne auf dem Marktplatz / Kirchentagsstadtplan 186 | n29
Zeit: Donnerstag, 4. Juni – 14.30 bis 16.00 Uhr

„Lebendige Bibliothek“: statt Büchern können Menschen „ausgeliehen“ werden für ein 30-minütiges Gespräch. Menschen aus anderen Ländern und Kulturen. Vorbereitet wurde diese Aktion von Uwe Fischer von der Evangelischen Akademie.
Ort: Haus der Wirtschaft
Zeit: Donnerstag, 4. Juni – 15.00 Uhr / 18.00 Uhr

„Sophisticated Lady – Liturgy of Love“: Jazz-Gottesdienst (nicht nur) zum 100. Geburtstag von Billie Holiday
mit Fola Dada & The Billie Project, dem Oldenburger Bischof Jan Janssen und Pfarrer Dr. Hans-Michael Wünsch (Stuttgart).
Ort: Ev. Steigkirche, Auf der Steig
Zeit: Donnerstag, 4. Juni – 19 bis 20:30 Uhr

„Demokratie klug leben“:
Pastor Thomas Adomeit diskutiert mit Wolfgang Thierse, Friedrich Schorlemmer, Heiner Geißler zum Thema: „Was bewegt Menschen, etwas zu bewegen?“.
Ort: Bühne auf dem Marktplatz
Zeit: Freitag, 5. Juni – 14:30 bis 18 Uhr

„Lass die Stimme klingen“:
Die oldenburgische Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser lädt ein, Erfahrungen mit der eigenen Stimme zu machen, in einem Raum und im Zusammenklang mit anderen. Stimmig sein im Gottesdienst.  
Ort: Zentrum Gottesdienst, Kirche St. Rupert, Koblenzer Str. 11
Zeit: Samstag, 6. Juni – 15 Uhr

„Ihr seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge“:
Politisches Nachtgebet zu Gemeinschaft und Willkommenskultur mit Miriam Höppner (Berlin), Pastorin Renate Höppner (Magdeburg), Dr. h. c. Friedrich Schorlemmer (Lutherstadt Wittenberg), Hans-Rudolf Krüger (Stuttgart) und dem Oldenburger Bischof Jan Janssen.
Ort: Markuskirche, Filderstr. 22
Zeit: Samstag, 6. Juni – 22 bis 23 Uhr

Source: Kirche-Oldenburg