Ein Junge wurde entführt und ermordet. Der mutmaßliche Täter hat gestanden – aber dieses Geständnis ist unter Androhung von Folter erzwungen worden. Der Ermittler hatte gehofft, so den Ort zu erfahren, an dem der Junge gefangen gehalten wurde – allerdings zu spät für eine Rettung des Kindes. Der Täter ist verurteilt worden und will in der Haft ein Jurastudium beginnen. Der Ermittler ist nicht mehr im Dienst – er hat mit seinem Verhalten die Würde des mutmaßlichen Täters verletzt. So die Erläuterung dazu.
Der Fall hat großes mediales Interesse erregt. Viele Menschen dachten – und sagten: Der Täter muss hart bestraft werden, der Ermittler müsste doch gelobt werden. Und dann noch das: Der Schuldige fordert im Rahmen der Resozialisierung das Recht auf ein Jura-Studium, Wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Davon, dass der Täter seine Tat bereut hat, ist nicht die Rede. So bleibt da eine offene Wunde – für den Täter und für die Eltern des Jungen. Warum lässt Gott so etwas zu? Er ist mir manchmal sehr fern.- unverständlich. Ich denke nach. Muss ich denn Gott verstehen? Reicht es nicht aus, wenn er mich versteht?
Doris Semmler
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