Der junge Mann sitzt im Jogginganzug auf seinem Krankenhausbett, ein Bein eingegipst, der andere Fuß in einem monumentalen Verband. Laufen wird er zunächst nicht können, und auch sonst sei er zu nichts zu gebrauchen, meint er. „Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen und der dich behütet, schläft nicht“ sei sein Konfirmationsspruch. Den habe er nie vergessen. 

Das erzählt er dem Krankenhausseelsorger und schaut ein wenig verschmitzt, ein wenig vorwurfsvoll. Der fragt, wie es denn zu dem Unfall gekommen sei. 

Abends im Dunkeln sei er losgelaufen, seine Laufstrecke, er war überarbeitet und müde, wollte einfach Luft schnappen und sich auspowern. Er hat Wochen und Monate nur geschuftet, am Bildschirm gesessen, da wollte er raus, die Sterne sehen, sich spüren, an nichts denken. 

Ja, und daran hat er dann auch nicht gedacht, dass auf einem unbeleuchteten Weg  im Park ein vergessenes Kinderspielzeug liegen könnte, wie ein Stolperstein. Das hat ihn ausgebremst, in jeder Weise. Nun soll er still liegen,  zur Ruhe kommen, sich um sich selber kümmern.

Der Seelsorger bemerkt, das sei doch gut, Zeit zu haben, einmal mehrere Gänge runter zu schalten, sich nur um sich selbst zu sorgen. Sich auszubremsen berge doch die Chance, die Weiterfahrt zu überdenken! 

Christa Bruns

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