Ich habe eine Schwäche für gute Karikaturen – Sie ja vielleicht auch? Karikaturen gab es übrigens schon in der Antike. Eine verspottet die frühe Christenheit: Da wird eine Gestalt dargestellt, die am Kreuz hängt. Ein menschlicher Körper, aber mit einem Eselskopf. Vor ihr steht ein Mann. Unterschrift: „Anaxamenos betet seinen Gott an.“

Hier werden ganz offensichtlich die Christen verspottet: Wer einen Gekreuzigten verehrt, handelt genauso idiotisch, als würde er einen Esel anbeten. Anders ausgedrückt: Ein Gott, der unserer Verehrung würdig sein soll, muss anders daherkommen. Da braucht es einen Siegertypen. Dazu ist der gekreuzigte Christus eher das Gegenbild. Bedauernswert, ja. Aber göttlich? Das wäre ja wohl ein Witz.

Hat die Kirche also nicht einen großen Missgriff getan, indem sie sich ausgerechnet auf so jemanden beruft? Von wegen, liebe Hörerinnen und Hörer! Das ist kein Betriebsunfall, im Gegenteil! Der Gekreuzigte definiert ganz neu, was „Gott“ eigentlich ist. Kein Muskelprotz, sondern einer, der sich für andere hingibt. Kein Strahlemann, sondern einer, der mit den Leidenden leidet. So einer kommt uns wirklich nahe, während die so genannten Mächtigen bekanntlich in der Regel in einer völlig anderen Welt leben als unsereiner.

Bei Christus herrscht nicht die Macht der Gewalt, sondern die Macht der Liebe. So ist Gott. Und dieser Gott bringt unsere Welt voran. Er und kein anderer!

Jörg Zimmermann, Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sande

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