Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Das ist eins meiner Lieblingslieder von Dietrich Bonhoeffer.
Als Kind habe ich es im Kindergottesdienst gesungen und ich habe damals sicher nicht jedes Wort verstanden, aber es hat sich wie eine warme Kuscheldecke angefühlt, die mich ganz einhüllt.
Später als junge Erwachsene habe ich mehr über die Entstehungsgeschichte dieses Liedes erfahren. Als prominenter Regimegegner inhaftiert, schrieb Dietrich Bonhoeffer am
19. Dezember 1944:
„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. (…) Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ‚Zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken‘, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“
Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer hingerichtet.
Bis heute bin ich tief beeindruckt und auch ein wenig beschämt von der tiefen Frömmigkeit dieses Mannes.
Jedes Jahr im Gottesdienst zum Jahresanfang singen wir dieses Lied … und ich kann sie immer noch fühlen, die warme weiche Decke.
Nicole Ringsdorf
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