Hanna ist sieben. Seit Herbst letzten Jahres besucht sie die 1. Klasse. Das heißt, sie besuchte die 1. Klasse. Bis Mitte März. Dann kam Corona, und Hanna muss seitdem zuhause bleiben. Wie alle anderen Kinder auch. Das geht nun schon acht Wochen so. Für Hanna ist das eine sehr lange Zeit. Was Hanna noch nicht so genau weiß, ist, dass die Kinder der 1. Klassen noch besonders lange warten müssen. Vermutlich dauert es für sie noch einmal mehr als vier Wochen, bis die Schule wieder losgeht. Da kann einem schon mal so richtig langweilig werden. Und so hatte Hanna eine Idee. Sie fing an, ihren Schulfreundinnen Briefe zu schreiben: „Wenn das Virus wieder vorbei ist, dann möchte ich gerne wieder mit euch spielen. Und Fahrrad fahren.“ Hanna wirft die Briefe eigenhändig bei ihren Freundinnen in den Briefkasten. Seitdem bekommt sie beinahe täglich Post. Ein reger Briefwechsel ist so entstanden, hin und her. Aus Schulfreundinnen wurden Brieffreundinnen. Zumindest für eine Zeitlang. „Home-Office für Erstklässler“. Ich vermute, Hannas Lehrerin hat ihre Freude daran, wenn sie das erfährt. Die Kinder lernen schreiben, auch ohne Schule. Oder gerade deshalb. So hören die Kinder voneinander und bleiben in Kontakt, auch ohne sich zu treffen. Für eine Weile geht das. Doch bald will auch Hanna ihre Freundinnen wiedersehen. Endlich wieder Fahrrad fahren. Und zusammen spielen. Herrlich! Wie sie sie sich freut…

Rüdiger Schaarschmidt

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