He Jiankui – sagt Ihnen dieser Name etwas? Keine zwei Monate ist es her, da stürmte er auf Seite 1 der Weltpresse: He Jiankui, das ist ein chinesischer Genforscher. Er hat, soweit bekannt, weltweit als erster durch einen Eingriff in die Keimbahn an zwei Zwillingsschwestern gentechnische Veränderungen vorgenommen. Dies hat er im Übrigen sozusagen im Alleingang getan, weil sogar seine Forscherkollegen derlei Aktionen noch für viel zu riskant halten.

Sagen wir es mal etwas allgemeinverständlicher: He Jiankui hat Schöpfergott gespielt. Ziel seiner Aktion war es, die beiden Zwillingsschwestern immun gegen die HIV-Infektion zu machen. Eigentlich doch lobenswert, oder? 

Nun, Nutzen und Risiken liegen bei der Gentechnik sehr nah beieinander. Vor allem aber drängt sich immer wieder der Wunsch auf, es vielleicht doch etwas besser mit der Schöpfung hinzubekommen als Gott, die Natur, die Evolution oder wen auch immer wir hier für verantwortlich halten. Das „Designer-Baby“ wirkt einfach erstrebenswerter als eine Kreatur, die Krankheiten und Tod ausgesetzt ist. Aber ob das stimmt? Die bisherige Erfahrung zeigt: Wo der Mensch Gott spielt, mutiert er unversehens zum Dämon, zum Diktator. Die Geister, die er rief, bekommt er nicht wieder in die Flasche zurück. Was hilft dagegen? Eine alte Tugend: Bescheidenheit. Und die Freude am Vergänglichen, an dem, was gerade nicht perfekt ist.

Jörg Zimmermann, Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sande

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