Es war stockfinster als das Wasser kam, Neumond. Eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß bahnte sich an, als in der Nacht von Heiligabend auf den ersten Weihnachtstag im Jahr 1717 der Wind drehte und das Wasser in der Folge in den Jadebusen drückte. Die Deiche waren längst aufgeweicht und konnten den Fluten nicht standhalten. Genau 300 Jahre ist es her, dass die verheerende Weihnachtsflut viele Menschenleben forderte und das Land für lange Zeit unbrauchbar machte. Im Gedenken an diese Katastrophe wurde jetzt im Weltnaturerbeportal in Dangast eine Wanderausstellung eröffnet, die das Geschehen dokumentiert. 
   
Die Ausstellung, die in Dangast bis zum 14. Januar zu sehen ist, wurde von der „Akademie Dangast“ organisiert, Michael Remmers, Klaas-Heinrich Peters und Michael Recke sind die Kuratoren. Die Kosten in Höhe von 9.500 Euro kamen durch Sponsoren zusammen. Die Ausstellung wird an acht Orten zu sehen sein, weitere könnten noch hinzukommen. Darüber hinaus wurde ein vielfältiges Rahmenprogramm zusammen gestellt, vor allem sind hier etliche Kirchengemeinden mit ins Boot genommen worden. Hintergrund ist, dass die Ereignisse der Weihnachtsflut vor allem von Kirchenleuten dokumentiert worden sind. 
   
Zur Eröffnung der Wanderausstellung erklang pünktlich um 17.17 Uhr das Bonhoeffer- Lied „Von wunderbaren Mächten“, dass Gaby Menzel auf der Flöte intonierte. Der Vorsitzende der „Akademie Dangast“, Frank Klimmeck, begrüßte zahlreiche Interessierte, die im Folgenden einen guten Einblick in das Geschehen in jener Nacht vor 300 Jahren erhielten. Dabei sei die Weihnachtsflut von 1717 kein außergewöhnliches Ereignis, betonte Remmers. Zur damaligen Zeit hatten zahlreiche Sturmfluten die Menschen immer wieder in Angst und Schrecken versetzt. Doch die Flut von 1717 sei eine der wenigen gut dokumentierten Katastrophen. Sie sei in etwa mit einem Tsunami heutzutage zu vergleichen. Zum Glück gebe es heute einen wesentlich besseren Deichschutz, so dass man wesentlich sicherer leben könne, so Remmers. 
  
Die Verdienste um die Weiterentwicklung des Deichbaus von Albert Brahms, der die Weihnachtsflut von 1717 im Kirchspiel Sande erlebte, stellte Kreispfarrer Christian Scheuer in den Mittelpunkt seiner Grußworte. Zugleich sprach er Erklärungsmodelle für solche Katastrophen aus früheren Zeiten an. Oft hätten Menschen negative Naturereignisse für eine Bestrafung Gottes gehalten, erklärte er. Hans-Heinrich Schrievers vom III. Oldenburgischen Deichband berichtete aus seiner Kindheit in Cäciliengroden / Gemeinde Sande. Es sei ein Tag vor Heiligabend im Jahr 1954 gewesen, als bereits die Busse bereitgestanden hatten, um die rund 1500 Einwohner aus Cäci zu evakuieren. Als Junge von sechs Jahren hatte er die Ereignisse mit Spannung verfolgt. Die Evakuierung hatte abgeblasen werden können, das Erlebnis aber stecke ihm heute noch in den Knochen. Er mahnte zur Wachsamkeit, die Aufgabe des Küstenschutzes werde nie enden, so Schrievers.
   
Als Nachfahre von Johann-Friedrich Jansen, Zeitzeuge der Flut von 1717 und Pastor in Neuende, berichtete Michael Clemens aus einer Chronik, die Jansen verfasst hatte und in der sehr detailliert die Folgen der Katastrophe beschrieben wurden. 
   
Während die Ausstellung derzeit die Zeit vor 300 Jahren dokumentiert, plane die Oldenburgische Landschaft gemeinsam mit den Deichbänden und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband für das kommende Jahr bereits eine Ausstellung, die sich der Zukunft des Küstenschutzes widme, berichtete Dr. Michael Brandt. 
Annette Kellin

Source: Kirche-Oldenburg