In der Gemeinde, in der ich mein Vikariat hinter mich brachte, war eine Frau angestellt, die als „Quereinsteigerin“ berufsbegleitend eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin machte. Sie kannte sich von Kind auf in der Jugendarbeit aus, und ich habe viel von ihr gelernt. Dafür konnte ich ihr ein wenig bei ihrer theoretischen Ausbildung helfen. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Sie hatte versprochen, bei meiner Verabschiedung aus dem Pfarrdienst dabei zu sein. Aber dann sagte sie genau an dem Tag ab – und am Tag zuvor hatte sie doch noch an einer gemeindlichen Feier teilgenommen. Ich war stinksauer und ließ sie das spüren. Jahre später erfuhr ich über sechs Ecken, das sie ziemlich plötzlich gestorben war. Ich traute mich nicht nach dem wann und dem wie zu fragen. Ich hatte es nicht geschafft, mich mit ihr zu versöhnen. Das hat mich lange bedrückt.

Aber ich vertraue darauf, dass Gott darum weiß und mir vergibt Denn  ihm bin ich recht so wie ich bin, auch mit meinem Zorn, auch damit, dass ich mich nicht mit meiner Freundin versöhnen konnte. Denn ich bin getauft. Da hat Gott mir versprochen, dass ich zu ihm gehöre – und das auf immer.

Doris Semmler

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