„Heute mache ich erst mal nichts und dann… warte ich ab“, so der Text einer Postkarte, die ich in einem kleinen Laden auf Spiekeroog entdeckt habe. Darauf ein kleines Boot mit einem Herzen darin. Diese Karte musste einfach mit! Vielleicht weil gerade das Loslassen, sich einfach treiben lassen, mir so schwerfällt. Aber wenn es mir irgendwo gelingt, dann auf einer der wunderschönen Inseln. Schon auf der Fähre fühle ich, wie der Alltag von mir abfällt. Ich sehe die Weite des Meeres und spüre das sanfte Schaukeln der Wellen. Schon als Kind fuhren meine Eltern jedes Jahr mit mir ans Meer, und so sieht man mich auf vielen Kinderfotos in die Wellen hüpfen, anfangs an der Hand meiner Mutter, später allein. Egal ob in Badeanzug und Sonnenhut oder mit ‚Friesennerz‘ und Gummistiefeln. Oft genug hat es mich dabei von den Füßen gerissen. Diese Kraft des Meeres verzaubert mich bis heute. Vielleicht ist Gott ein bisschen wie das Meer: An einem Tag ist es sanft, am anderen stürmisch. Es bringt mit jeder Welle neue Muscheln an den Strand, aber davon, was noch alles in ihm lebt, weiß man wenig. Es ist unendlich weit und so tief, dass man es sich nicht vorstellen kann. Und wenn ich hineinspringe, vertraue ich darauf, dass es mich trägt.
Nicole Ringsdorf
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