„Ich hab den Kanal voll. Es ist einfach zu viel gerade. Die Arbeit, die Kinder, diese ständige Krise“. Die junge Frau hat den Kanal voll, so sagen wir umgangssprachlich. Zu viel hineingestopft in ihr Leben. So sind sie die modernen Zeiten. War es früher besser?  Erstaunlicher Weise: Nein!

Das Leben wie ein Kanal, ständig etwas aufnehmen und wieder weitergeben müssen. Das hat schon im 12. Jahrhundert Menschen beschäftigt. Gegen den Kanal setzt der Theologe Bernhard von Clairvaux die Schale als Bild. Hier kommt ein Text aus dem 12. Jahrhundert:

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt. Während die Schale wartet, bis sie erfüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach, erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie.

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht schone dich.“  

Rainer Claus, Pastor an der Heppenser Kirche
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