„Ich habe darauf absolut keinen Bock mehr!“ Vanessa ist 14 Jahre jung. Die Schülerin hat über viele Wochen ihre Freundinnen und Freunde nur digital getroffen – in den sozialen Medien.
Vanessa erzählte mir, wie schwer es ihr gefallen ist, eine gute Freundin, die sie nach über einem Jahr wiedergesehen hat, nicht zu umarmen. Sie durfte sprichwörtlich nicht das tun, was gerade dran ist: dem Nächsten zu zeigen, wie nah man ihm sein möchte, wie gerne man ihn hat.
Vanessa und wir alle erleben das in dieser Zeit heftig, viele beinahe körperlich: wie sehr wir des direkten Kontakts und auch der körperlichen Nähe bedürfen. Gerade das geht gerade so oft nicht. Das Maß von eineinhalb Metern werden wir noch lange mit diesem Virus verbinden.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Dieser bekannte Vers, von Jesus ausgesprochen, bekommt so eine andere Note.
Wie soll das gehen, wenn ich Nähe meiden soll?
Wir müssen kreativ sein, das ist das eine.
Und wir müssen Mensch bleiben, das ist das andere. Als eine Frau ihre beste Freundin trösten musste, hat sie sie spontan umarmt.
„O Gott! Ich hab völlig vergessen, dass ich das nicht darf.“ Sagt sie.
Der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt,
Weil er schwärmt und glaubt, sich anlehnt und vertraut.
Singt Herbert Grönemeyer. Er hat recht.
Stefan Stalling
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