Ich mag Weihnachten nicht, sagt sie. Und wiederholt es gleich noch mal vehement: Ich mag Weihnachten nicht. Dieses ganze Getue und Gerede von Liebe und Lichtern – diese Rührseligkeit und Gefühlsduselei. Furchtbar. Das ganze Jahr über sitze ich allein in meiner Wohnung, das ist schon nicht leicht – aber an Weihnachten, am Heiligen Abend, da ist es am allerschlimmsten. 

Ich kann sie gut verstehen. Ihre Einsamkeit ist mit Händen zu greifen, ich kann sie fast körperlich spüren. Vor 4 Jahren habe ich ihren Mann beerdigt. Er war ihr alles, ihr Leben, ihre Liebe. Nun lebt sie allein – und das ist so schwer – an Weihnachten besonders – weil alle anderen in trauten Runden mit der Familie fröhlich und glücklich um den Tannenbaum sitzen. So fühlt es sich zumindest an für sie.  

Dass es überhaupt nicht so ist, weiß ich. In unserer Kirchengemeinde Bant bieten wir jedes Jahr am Heiligen Abend eine Weihnachtsfeier für Menschen an, die sonst alleine blieben.  Es kommen viele. Das ganze klassische Programm mit Stollen und Glühwein, Kartoffelsalat und Würstchen, mit Liedern und Geschichten, die von der Geburt Jesu erzählen. Und davon, dass Gott in der tiefsten Dunkelheit der Welt bei den Menschen ist. Bei denen, die Leid tragen, die einsam sind. Und 

Das hilft ein wenig an diese besonderen, aufgeladenen Tag namens Heilig Abend. So erlebe ich das. Ich werde Frau Meyerbach dazu einladen. Und alle anderen, die niemanden zum Feiern haben, auch. 

Anke Stalling 

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