Moin, liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Jade! 

Als Pfarrer der Kirche am Meer in Hooksiel und in Schillig liegt mir die Sommerkirche immer besonders am Herzen. Wir sind eine Gemeinde von Menschen, die hier leben und von Leuten, die gerne hierher an die Nordsee kommen, die immer wieder kommen. Auch in diesem Sommer, der so anders ist als alle Sommer zuvor. Corona hat auch uns voll im Griff. Von 220 Plätzen in der St.-Marienkirche in Schillig, die sonntags normalerweise alle besetzt sind, können wir zurzeit lediglich 45 nutzen. Wir dürfen so gut wie gar nicht singen und mancher behält, verständlicher Weise, den ganzen Gottesdienst über den Mund-Nasen-Schutz auf dem Gesicht. Das Singen fehlt mir so. Es ist eine besondere Art und Weise den Glauben an Gott zum Schwingen zu bringen. Schließlich heißt es: Wer singt betet doppelt! 

Im späten Frühjahr, als meine evangelische Kollegin und ich an den Feinschliff für die ökumenische Sommerkirche 2020 gingen, war dann schnell klar: Wir müssen rausgehen, raus auf die Kirchenwiese, an den Strand, in den Hafen, ins Watt. Das freilich nur bei Niedrigwasser! 

Einer der ersten Gottesdienste sollte ein Sommergottesdienst mit der Gruppe Drey-Barth-Lang sein. Diese drei liebenswerten Menschen spielen Folk – vor allem aus Skandinavien und begleiten Gottesdienste mit ihren Instrumenten. 

Auf zahlreichen, quer über die ganze Kirchenwiese verteilten, Klappstühlen kam an diesem wunderbaren Abend eine ökumenische Gemeinde zusammen: Urlauber, Einheimische und immer auch mal Leute, die auf dem oder unterhalb des Deiches spazieren gingen und stehenblieben – sei es für zwei drei Minuten, Worte, einen Augenblick. 

Töne, Musik, ziehende Wolken, die helle Abendsonne, der Wind, die Augen der Menschen – offene, weite, frohe Herzen… Das war wie ein Blick über den Gartenzaun in den Garten Eden. Der soll seit der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies ja streng von Engeln bewacht sein. An diesem Abend haben die Engel allerdings einmal beide Augen zugekniffen und uns den Blick in s Paradies nicht übelgenommen. Sie ahnten wohl, wie nötig das alle hatten… 

Ja, und dann haben wir gesungen – endlich: Lobe den Herrn meine Seele. 

Und das hat die dann auch ziemlich glücklich gemacht! 

Lars Bratke, Pfarrer im Wangerland

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