Was gehört für mich zur Kirche, was ist mir besonders wichtig, was ist ihr Auftrag. Darum geht es diese Woche bei „angedacht“.

Es ist gegen 11.30 Uhr. Bruno hat diese Nacht endlich wieder durchgeschlafen. Gestern hat er einen Platz im Übergangswohnheim der Diakonie gefunden. Nachdem er vor 5 Jahren seine Arbeit verlor, hat er seinen Frust im Alkohol ertränkt. Dann war auch seine Frau weg und kurz danach die Wohnung. Seitdem lebt Bruno auf der Straße. Meistens geht das gut, aber im Herbst und Winter, wenn es kalt wird… Und jetzt auch noch der Dauerregen. Seit einer halben Stunde ist er zu Fuß unterwegs zum Tagesaufenthalt für Wohnungslose der Diakonie. Inzwischen ist er völlig durchgenässt. Im Tagesaufenthalt will er sich erst mal aufwärmen. Außerdem gibt es dort ein warmes Mittagessen. Vielleicht auch eine neue, warme Jacke. Seine hat nach einem Sturz gestern einen langen Riss. 

Für viele Menschen, denen es besser geht als Bruno, die aber dennoch Menschen wie Bruno nicht aus dem Blick verlieren wollen, ist die Diakonie das Wichtigste in der Kirche. „Wenn es die Diakonie nicht gäbe, mit ihren vielen Diensten für Menschen in Not, dann wäre ich längst aus der Kirche ausgetreten“, hat mir kürzlich jemand gesagt. „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan“, steht dazu im Matthäusevangelium. (Mt 7,7) Die Liste der Dienste der Diakonie ist lang, und es gibt viele, die dort anklopfen. Jeden Tag.

Rüdiger Schaarschmidt

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