Bremen/Lomé (epd). Togo macht nach Einschätzung von Vertretern aus Zivilgesellschaft und Kirchen Fortschritte im Demokratisierungsprozess. «Wir sind in einer Lernphase», sagte am Dienstagabend in Bremen Claudine Ahinayo-Kpondzo vom «West Africa Network for Peacebuilding». Es gebe einige Indizien, die das bewiesen. Das bestätigte der Moderator der evangelischen Kirche in Togo, Pastor Paul Avinou: «Wir sind auf dem Weg.»

Zu den Indizien zählen Ahinayo-Kpondzo und Avinou in erster Linie eine friedliche Präsidentschaftswahl, bei der Togos Präsident Faure Gnassingbé im April für eine dritte Amtszeit gewählt wurde. Es gebe keine politischen Gefangenen mehr, dafür aber Pressefreiheit, ergänzte Avinou. Die Opposition habe die Möglichkeit gehabt, Wahlkampf zu betreiben, sagte der leitende Theologe auf einem Podium der Norddeutschen Mission in Bremen.

Große Probleme seien aber nach wie vor das unversöhnliche Gegenüber und der fehlende Dialog von Regierungs- und Oppositionsparteien, warnte Claudine Ahinayo-Kpondzo, die wie Avinou auch als Wahlbeobachterin tätig war: «Wir müssen Vertrauen zueinander aufbauen, damit Reformen in Togo eine Chance haben.» Der Generalsekretär der Norddeutschen Mission, Hannes Menke, betonte, zivilgesellschaftliche Gruppen und Kirchen engagierten sich in Togo unter anderem mit sozio-politischer Bildung für Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten.

Nach Angaben der Wahlkommission in der Hauptstadt Lomé entfielen bei den Präsidentschaftswahlen knapp 59 Prozent der Stimmen auf Gnassingbé. Der prominenteste Oppositionskandidat, Jean-Pierre Fabre, kam auf knapp 35 Prozent. Wahlbeobachter der Afrikanischen Union bescheinigten dem westafrikanischen Staat eine freie und faire Abstimmung. Oppositionsanhänger hatten dagegen Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung beklagt.

Nach Angaben des Ökumenischen Netzwerks in Togo lag die Wahlbeteiligung nur bei 53 Prozent. Der zum Sieger erklärte Bewerber werde deshalb nur durch ein Drittel der in den Wählerlisten eingetragenen Togoer unterstützt.

Gnassingbé regiert das Land seit dem Tod seines Vaters Gnassingbé Eyadema im Februar 2005. Wie sein Vater 1967, so kam auch Faure Gnassingbé durch einen Putsch des Militärs ins Amt. Die Familie regiert Togo damit seit 48 Jahren. Oppositionelle werfen Gnassingbé Klientelwirtschaft vor. Das Wirtschaftswachstum von zuletzt mehr als fünf Prozent im Jahr komme nur einer kleinen Elite zugute.
Source: Kirche-Oldenburg