Hannover (epd). Die Synode der hannoverschen Landeskirche hat am Freitag zur Corona-Schutzimpfung aufgerufen und ihre Regeln zum Schutz vor sexualisierter Gewalt verschärft. Zum Abschluss ihrer digitalen Herbsttagung verabschiedeten die Mitglieder des evangelischen Kirchenparlaments einen eindringlichen Appell zum Impfen. Darin heißt es: «Die Covid-19-Schutzimpfung ist ein Ausdruck von Solidarität und christlicher Nächstenliebe.» In dem Aufruf erinnert die Synode unter anderem an die große Belastung für die Menschen in Gesundheitsberufen.

 

Zuvor hatte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, die Politik aufgefordert, die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht zu prüfen. «Wir haben die Sorge, dass wir ohne eine Impfpflicht nicht aus den Fängen der Pandemie herauskommen», sagte er in einem Bericht vor der Synode. In Einrichtungen der Altenhilfe habe die individuelle Impfentscheidung schon viele Konflikte verursacht, etwa weil ungeimpfte Mitarbeiter nicht eingesetzt werden konnten.

 

Zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in evangelischen Gemeinden und Gruppen verschärfte die Synode in mehreren Beschlüssen ihre Regeln und Kirchengesetze. Unter anderem sind Mitarbeitende künftig von der Verschwiegenheitspflicht entbunden, wenn ein Fall von sexualisierter Gewalt offengelegt wird. Anhaltspunkte für sexualisierte Gewalt müssen von allen Mitarbeitenden an ihre Vorgesetzten oder eine dafür zuständige Stelle gemeldet werden. Für unklare Vorfälle gibt es eine Beratungspflicht.

 

Die neuen Bestimmungen schreiben fest, dass Personen, die wegen sexualisierter Gewalt rechtskräftig verurteilt sind, nicht in der Kinder- und Jugendarbeit mitwirken dürfen. Alle, die in diesem Bereich arbeiten wollen, müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Sexuelle Kontakte zu Personen, zu denen ein Obhutsverhältnis, eine Seelsorge-Beziehung oder eine vergleichbare Vertrauensbeziehung besteht, sind ausdrücklich untersagt.

 

Die einstimmig beschlossenen Gesetze gelten für alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Die Landeskirche setzt damit Vorgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) um. Zur hannoverschen Landeskirche gehören 1.230 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee. Sie umfasst drei Viertel Niedersachsens. Mit rund 2,4 Millionen Mitgliedern ist sie die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.

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Kirchenparlament: Corona-Impfung ist Ausdruck von Nächstenliebe – Synode verschärft Bestimmungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt