Ditzum/Kr. Leer (epd). Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher ruft die Besucher des ökumenischen Himmelfahrtsgottesdienstes am Ditzumer Hafen in Ostfriesland zum Tragen einer Kippa auf. So solle während des Open-Air-Gottesdienstes am Donnerstag ein Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Menschen gesetzt werden, sagte Heimbucher am Dienstag in Leer. «Wir bitten die Gottesdienstbesucher an zwei Stellen im Gottesdienst, die jüdische Kippa aufzusetzen.»
Gegenüber Antisemitismus gebe es keine Toleranz, betonte Heimbucher. Das Tragen einer Kippa gehöre genau wie das jüdische Leben zu Deutschland. In der Bundesrepublik sei die Religionsfreiheit durch das Grundgesetz garantiert, dies gelte es zu verteidigen.
Heimbucher bittet möglichst viele Gottesdienstbesucher, eine eigene Kopfbedeckung mitzubringen, die insbesondere beim Psalm-Gebet und beim Segen aufgesetzt werden können. Damit wolle man auch ein Zeichen der Verbundenheit im Glauben zwischen Juden und Christen setzen. Eine bestimmte Anzahl an Kippot könnten an Besucher vor Beginn des Gottesdienstes verteilt werden. «Ich wünsche mir, dass wir in Ditzum und anderswo ein deutliches Signal geben: In Deutschland darf es nie wieder Judenfeindschaft geben», unterstrich der Kirchenpräsident.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte am Dienstagmorgen über die Medien an die Deutschen appelliert, an diesem Sonnabend Kippa zu tragen, um Solidarität mit Juden zu zeigen und für die uneingeschränkte Religionsfreiheit und gesellschaftliche Vielfalt einzutreten. Klein hatte vor wenigen Tagen für Aufsehen gesorgt, als er Juden geraten hatte, sie sollten sich nicht überall in Deutschland mit der Kippa zeigen. Er begründete dies mit der «zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung», die ein fataler Nährboden für Antisemitismus sei. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte nach Kleins Äußerung öffentliche Zeichen der Solidarität begrüßt.
Der Gottesdienst am Ditzumer Hafen wird seit Jahren ökumenisch von den reformierten, lutherischen und katholischen Gemeinden des Rheiderlands durchgeführt. Auch andere Gemeinden in der Region, die zu Open-Air-Gottesdiensten einladen, sind angefragt worden, sich an der Solidaritätsaktion zu beteiligen.
Source: Kirche-Oldenburg