Im Jahr 1163 machte sich ein 23 jähriger Abt mit zwölf jungen Mönchen auf den Weg von Volkenroda in Thüringen nach Loccum am Steinhuder Meer. Die Brüder waren alle um die 16 Jahre alt. Sie waren also schon in der Lebensmitte angekommen. Die Lebenserwartung war viel geringer als heute. Die kräftigen Männer haben in Loccum ein Kloster gegründet. Sie gehörten zum strengen Orden der Zisterzienser. Sie hatten nichts dabei, außer ihrem umfangreichen Wissen über Landwirtschaft und Fischzucht. Und natürlich ihre Gebetszeiten. Alles mussten sie neu aufbauen. Und eine strenge Regel einhalten: Das Klostergelände zeitlebens nie mehr verlassen. Sie haben um sich herum eine Steinmauer gezogen und begonnen in die Mitte eine große Klosterkirche zu bauen. Die mächtige Kirche ist erst Generationen später fertiggestellt worden. Von anderen Mönchen, die ihr ganzes Leben auf dem kleinen Klostergrundstück gelebt und gebetet haben. Ich muss in diesen Tagen vom Corona Virus immer mal wieder an die Mönche von Loccum denken. Mir fällt es unendlich schwer, dass meine Bewegungsfreiheit immer mehr eingeschränkt wird und um mein Leben Stück für Stück eine Mauer gezogen wird, die meine Freiheit einschränkt. In dieser Ausnahmesituation ist das aber sehr wichtig und notwendig. Ein kleiner Lebensradius rettet Menschen das Leben. Vielleicht können wir in dieser Krisenzeit von den Mönchen etwas lernen: Nämlich der Kraft des Gebetes ganz viel zuzutrauen. Durch Arbeit und Gebet haben die Mönche auf sehr begrenztem Raum große spirituelle Kraft ausgestrahlt. Und die spürt man bis heute. 

Bernhard Busemann

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