Konfirmation im September. Hatten wir schon Jahrzehnte nicht.
Alles ist anders. Sonst ist die Kirche voll bis unter das Dach, so, dass man schon mal stehen muss, wenn man spät dran ist.
Heute hat man Platz, sogar um sich herum, eineinhalb Meter.
Sonst singen alle. Na ja, vielleicht nicht alle, das war noch nie so… Heute singt der Mann am Klavier ganz alleine. Immerhin.
Sonst sitzen da 18 oder 20 junge Menschen in der Kirchenbank, sind aufgeregt wie sonst was, rutschen hin und her – heute sitzen da nur zwei.
Alles ist anders.
Alles? Nein, nicht alles.
Die Gesichter der Eltern: sie sind stolz. Ihre Tochter, ihr Sohn sieht zum ersten Mal so etwas wie erwachsen aus.
Die Gesichter der beiden Konfirmanden: sie sind stolz. Sie freuen sich, dass sie heute ihren Festtag haben, auch wenn es anders kam als geplant.
Der Pastor segnet die jungen Menschen. Mit Maske.
Behutsam legt er die Hände auf den Kopf des Konfirmanden und spricht langsam die Segensworte. Der Konfirmand zittert ein wenig. Vielleicht, weil er spürt:
Es geht mich etwas an, was da geschieht, es geht um mich.
Mir wird etwas geschenkt.
Alles ist anders. Von wegen! Gerade in dieser besonderen Zeit können wir erleben, was uns berührt, was uns hält, was uns trägt.
Anke Stalling
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