Mein Kalender ist praktisch. Er bietet biblische Lesungen für die verschiedensten Gelegenheiten. So ein Satz für den Tag – trösten kann er mich, ärgern oder zum Nachdenken bringen. Und dann sind da noch die Kreuze im Kalender. Todestage – von mehr oder weniger bekannten Menschen. Was muss man eigentlich getan haben, um so ein Kreuz in einem evangelischen Pfarramtskalender zu bekommen? Warum stehen Todestage darin und keine Geburtstage? Es sind Gedenktage für Menschen, die für den Glauben besondere Bedeutung haben. Na ja, denke ich. Also sowas wie evangelische Heilige. Brauchen wir die? Zumindest klingt der Name, der heute eingetragen ist, spannend: Menno Simons. Ein Zeitgenosse Martin Luthers, ein friesischer Reformator! Er las sehr genau in der Bibel und unternahm dann Predigtreisen in ganz Norddeutschland. Für ihn war die Taufe ein persönliches Bekenntnis eines Glaubenden. Deswegen war er dafür, Erwachsene zu taufen. Er hoffte, dass Menschen, die sich bewusst für ihren Glauben entschieden haben, auch gerechter handeln und eine Gemeinschaft bilden, die „ohne Fleck oder Runzel“ ist. Bald wurde ihm klar, dass sich eine solche Gemeinschaft durch Frieden und Gewaltlosigkeit auszeichnen sollte. Ein streitbarer, aber gewaltloser Friese!

 

Natascha Faull, Vikarin an der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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