Die Weihnachtszeit ist ja noch nicht vorbei, sie zieht sich ja noch bis in den Januar hinein.  Überall in den Kirchen stehen noch Krippen, schaut sie Euch mal an. Keine Krippe, in der nicht mindestens eine Person kniet. Die Weisen aus dem Morgenland sowieso, die Hirten auch immer mal wieder. Joseph ja ,meistens, und Maria gegebenenfalls auch immer gerne. Sie alle gehen in die Knie: ein Kind ist geboren, begeben sich herab. Ich gehe auf die Knie, weil ich mich auf eine andere Ebene begeben. Mit dem Kind. Um dichter dran zu sein. Oder auch aus Demut, Ehrfurcht. Da liegt ein Kind und wir glauben, dass dieses Kind etwas Göttliches hat. 

Ich muss an Willy Brandt denken. Sein Kniefall in Warschau ist wie ein Beispiel für alle „zu Herzen gehenden“ Kniefälle. Brandt besuchte den Ort, wo das Warschauer Ghetto begann. Wo zigtausend Menschen jüdischen Glaubens in den Tod geschickt wurden. Da sank er auf die Knie. Mehr als 30 Sekunden verharrte er. Seine Gegner bezeichneten den Kniefall als eine Geste der Unterwürfigkeit. Brandt aber sagte, wo Sprache versagt, da muss man so etwas machen. Ich bitte und ja ich bete um Verzeihung. Ich (Morgenstern) finde vier Eigenschaften in dieser Geste: Mut, Demut, Empathie und Dialogbereitschaft. 

Frank Morgenstern

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