Ich bin ohne Koffer aus dem Urlaub gekommen. Warum soll es mir besser gehen als zehntausenden anderer Passagiere von Flugreisen in diesem Sommer. Ich bin auch schon ohne Koffer am Urlaubsort angekommen. Für mich eigentlich eine Vollkatastrophe. Ich gehöre zum Team Vorsorge, habe für jede Wetter- und Lebenslage immer etwas dabei. Und nun? 

Was soll ich sagen? Ich habe es genossen. Mir hat nichts gefehlt. Ich habe es wie eine spirituelle Übung erlebt. Ich habe mir den Liedvers von „Silbermond“ auf der Zunge zergehen lassen: „Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99% davon nich’ brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“

Und jetzt? Der Koffer ist wieder da. Danke lieber Paketdienstfahrer, bis vor die Haustür. Aber die Gedanken bleiben, dass es am Ende nicht nur um Klamotten ging. Es geht darum, all das Überflüssige und Verzichtbare, was wir so mitschleppen, loszuwerden. Es geht darum, manche Schuld, schlecht vernarbte seelische Wunden und alte offene Rechnungen hinter sich zu lassen. All das kann man nicht einfach per Koffer in die Wüste schicken. Aber sich von den Schultern nehmen lassen. Jesu Angebot steht: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.“ 

Christian Scheuer
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