Als ich damals in die Schule kam, hatte ich dreieinhalb Jahre denselben Lehrer in allen Fächern außer Handarbeit. Bei ihm war der Schultag immer gleich: Punkt 8 Uhr betrat er den Klassenraum. Wie das damals üblich war, standen wir 47 Kinder auf und begrüßten ihn im Chor. Dann sangen wir ein geistliches Lied oder wir beteten. Danach durften wir uns setzen. Und dann kam das Kopfrechnen.

Die Lieder stammten alle aus dem Jugendgesangbuch, was eine verkürzte Ausgabe des Kirchengesangbuchs war. Aber wir sangen sie auswendig, selbstverständlich. Es war nicht schwer, sie zu lernen, fand ich. Es waren auch immer nur einige Verse und sie reimten sich ja!

Aber das Kopfrechnen war schwer: Zusammenzählen und abziehen, malnehmen und teilen, und der Zahlenraum wurde immer größer. Und unser Lehrer ließ nicht locker. „Kopfrechnen will geübt werden, dann klappt es später auch mit der Mathematik.“

Recht hatte er. Übrigens auch mit den Liedern und dem Beten. Das hat mir in späteren Jahren beim Glauben geholfen.

 

Ursula Plote

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