Was für ein Sommer! Bei Temperaturen bis 38 Grad, habe ich den norddeutschen Wind echt zu schätzen gelernt. Aber nicht die Wärme weckt meine Lebensgeister, sondern das Licht. Schon das Aufstehen am Morgen fällt mir leichter und ich habe das Gefühl, viel mehr zu schaffen. Lange Abende im Garten oder eben noch mal kurz vor Sonnenuntergang ins Meer hüpfen – unendlich viel Lebenszeit.
Jetzt zeigt sich der Herbst von seiner schönsten Seite, die grelle Sonne ist einem wärmeren Herbstlicht gewichen und färbt die Blätter bunt. Die Natur gibt noch mal alles, bevor sie in die wohlverdiente Winterruhe geht. Eigentlich mag ich alle Jahreszeiten, doch gegen Ende des Winters merke ich, dass mir das Licht und die Farben der Natur fehlen. In dieser Stimmung fällt mir die Geschichte von „Frederick“ ein. Sie erzählt von einer kleinen Maus, die lieber Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für den Winter sammelt als Nüsse, Weizen und Stroh. Während alle anderen Mäuse geschäftig Tag und Nacht arbeiten. Als die Vorräte zu Neige gehen, sinkt die Laune merklich im kalten Mäusebau. Jetzt kann Frederick seinen Freunden, mit Erzählungen vom Sommer, Wärme und Freude schenken. Ich mag an der Geschichte, dass sie nicht wertet: Nahrung für Körper und Seele stehen nebeneinander und sind gleich wichtig. Das was man mitbringt gemeinschaftlich teilen und achtsam mit sich und anderen umgehen. Das schafft Lichtmomente, die enorme Energie freisetzen. Ich möchte mehr solcher Lichtmomente in meinen Alltag einbauen und einen Wintervorrat für die Seele anlegen.
Nicole Ringsdorf
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