Wolfenbüttel (epd). Die australische Luther-Forscherin Lyndal Roper hält es für «extrem wichtig», dass sich die evangelische Kirche weiter mit dem Antisemitismus des Reformators Martin Luther (1483-1546) auseinandersetzt. «Wir sollten noch intensiver forschen, inwieweit Luthers Theologie insgesamt antisemitische Züge trägt», sagte die Historikerin dem Magazin «Evangelische Perspektiven» der braunschweigischen Landeskirche. Dabei sollte auch in den Blick genommen werden, dass Luther dem Islam gegenüber sehr offen war.

Der Reformator habe beispielsweise dafür plädiert, dass der Koran gedruckt werden durfte und diejenigen kritisiert, die den Druck verbieten wollten, sagte Roper, die im englischen Oxford lehrt. Die Frage, wie mit Luther Brücken zum Islam gebaut werden könnten und weiter «schonungslos» seinem Antisemitismus auf die Spur zu kommen, könnten zwei wichtige Aspekte für die heutige Auseinandersetzung mit dem Reformator sein.

Luthers Judenhass speise sich zum Teil aus seiner Theologie, sei aber auch sehr auf Körperbilder bezogen, betonte Roper. Diese zeigten einen Grad an Antisemitismus, der nicht mehr rational sei. Luthers Forderungen, wie Herrschende mit Juden verfahren sollten, seien zudem «viel schlimmer» als andere in der damaligen Zeit gewesen. Zum 500. Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr sei sehr offen über Luthers Antisemitismus geredet worden. Das habe ihr besonders imponiert, betonte Roper.

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Zum Magazin: http://u.epd.de/10pi

Source: Kirche-Oldenburg