In meiner letzten Inszenierung habe ich mich zum ersten Mal am Maskenspiel versucht. Eine besondere Herausforderung, müssen die SpielerInnen doch auf andere Weise ihre Emotionen transportieren als gewöhnlich. Den ZuschauerInnen wird etwas entzogen, gleichzeitig aber auch geschenkt, denn wie oft schauen wir unserem Gegenüber ins Gesicht, nicht aber auf die Hände, den Rücken oder die Füße. Indem uns etwas Gewohntes fehlt, lernen wir anderes besser kennen oder bemerken überhaupt erst, wie sehr uns die Mimik fehlt. Warum aber möchten viele lieber das eigentliche Gesicht sehen als eine Maske?

Ich glaube, weil wir uns so sehr das wahre Gesicht eines Menschen und den Blick hinter die Fassade wünschen, aber bekommen wir diesen Blick überhaupt?

Ich bin mir da nicht so sicher. Vielleicht sehen wir im vermeintlich wahren Gesicht viel eher ein falsches, sehen wir Rollen, die wir und andere einnehmen. Aber wenn es uns gelingt, immer wieder neu das Visier herunterzulassen und uns tatsächlich zu zeigen, werden unsere Begegnungen bestimmt ehrlicher, schmerzhafter, aber auch schöner. Enttarnen wir uns, schenken wir unserem Gegenüber uns selbst und dann können wir wirklich etwas wagen.

 

Eva Lange

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