Mit zittrigen Fingern nahm ich das Stückchen Brot, das mir fast in der trockenen Kehle stecken blieb. Von dem ersten Schluck Wein meines Lebens habe ich vor Aufregung nichts geschmeckt. Das war mein erstes Ma(h)l, mein erstes Abendmahl. Nicht die Heiligkeit des Sakraments hat mich bei meiner Konfirmation nervös gemacht, sondern die vielen Blicke im Rücken und die peinliche Angst des Pubertiers, etwas falsch zu machen. Seitdem ist mir das Abendmahl im Kreis der Gemeinde immer wertvoller geworden. Schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist. 

In unserer Gemeinde haben wir nun seit einem Jahr wegen Corona unfreiwillig Abendmahl gefastet. Wir wollten erst dann wieder damit anfangen, wenn wir es ohne Einschränkung machen dürfen, gerne wieder alle von einem Brot essen und aus einem Kelch trinken. 

Bald wird es Ostern und wir haben einen neuen Entschluss gefasst, angestoßen von Gemeindegliedern und Kirchenältesten, denen es so sehr fehlt. Wir feiern an Gründonnerstag wieder unser erstes Abendmahl nach einem Jahr. Nicht alle an einem Tisch und aus einem Kelch, sondern mit Einzelbechern und Hygienekonzept. Aber immerhin geht es ganz vorsichtig wieder los. Ich bekomme jetzt schon zittrige Finger. Dieses Mal vor Freude!

Christian Scheuer

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