Meine Freundin ruft an und erzählt, dass in ihrer Gemeinde öfter Menschen fordern, dass die Kirche – und natürlich auch ihre Pastoren – missionarischer unterwegs sein sollen. Wie könnte das aussehen? Heute ist ein Gedenktag für jemanden, der als Glaubensbote unterwegs war, allerdings vor über 300 Jahren. Heinrich Melchior Mühlenberg hieß der Mann und kam aus Südniedersachsen. Er wurde nach Nordamerika gesandt. Dort kümmerte er sich um ausgewanderte Landsleute: Er baute das deutschsprachige lutherische Gemeindewesen auf. „Mission“ sei gar nicht sein Auftrag gewesen, lese ich. Ein Glaubensbote ohne Mission? Ich bin irritiert. Na ja, vielleicht ist es wie in der Gemeinde meiner Freundin. Mission soll da wohl Menschen erreichen, die sich abseits der Kirche und des Glaubens bewegen. Ist das besser als sich um Menschen zu kümmern, die schon zur Gemeinde gehören? Zumindest war der Gemeindeaufbau von Heinrich Melchior Mühlenberg genauso anstrengend wie das Leben seiner Kollegen in der Mission. Er arbeitete bis zur Erschöpfung. Vielleicht wurde deshalb auch nur einer seiner Nachfahren Pastor; fast alle anderen Mitglieder der sogenannten „Mühlenberg-Dynastie“ wurden einflussreiche amerikanische Politiker. Auch eine Mission!  

Natascha Faull – Pastorin in Sengwarden

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