Es war eine Premiere: Am Samstag, 18. Juni tauchten die Butjadinger Gemeinden ihre acht Kirchen in ein anderes Licht: Statt Gottesdienst, Andacht oder Konzert gab es Kino, Schnitzeljagd und Preacher-Slam, und statt Kirchenkaffee und Keksen Prosecco und Bratwurst. Mit viel Aufwand und Kreativität haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden ihre Kirchen für die Besucher der langen Kirchennacht vorbereitet und ein abwechslungsreiches, anregendes Angebot bereit gehalten.
   
Die Langwarder St.-Laurentius-Kirche war an diesem Abend die „Geschichten-Kirche“. Das Team rund um Kirchenratsvorsitzende Annemarie Cornelius hatte die Kirche in einen mittelalterlichen Markt verwandelt. Das ganze Team trug entsprechende Gewänder und erzählte in unterschiedlichen Rollen spannende Geschichten aus der Geschichte. Karin Strietzel-Gerdes und Hans Scheltwort musizierten zwischendurch und die Damen des Spinnkreises umrahmten die ganze Szenerie. Nach Abschluss des einstündigen Programmes, das während des Abends wiederholt angeboten wurde, konnten sich die Gäste an selbstgemachtem Holundersekt oder Dickmilch mit Minze erfreuen. Wer es deftiger wollte, stärkte sich draußen am Grill- und Getränkestand des Langwarder Bürgervereins.
   
Ein ganz anderes Ambiente bot die Waddenser Kirche. Pastor Klaus Braje nennt sie aufgrund ihrer Größe auch die „Wohnzimmer“-Kirche. Zur Nacht der Acht lud er zusammen mit Musikerin Gaby Menzel zur Erzähl-Kirche ein. Er hatte ernste und heitere Geschichten ausgewählt und trug sie vor. Zwischendurch musizierte Gaby Menzel in verschiedenen Formationen wie dem Projektchor Butjadingen oder den feinen Klängen der Zauberharfen. Besucherinnen und Besucher konnten ein gut aufeinander abgestimmtes Programm verfolgen, bevor sie aufbrachen, um eine der anderen Kirchen zu besuchen.
   
Die Stollhammer St.-Nikolai-Kirche war die einzige Kirche, die nicht entlang der Deichlinie lag. Ein Für die Freunde des guten Filmes lohnte sich der Abstecher trotzdem: Die Kirche war von den Technikern der Evangelischen Jugend rund um André Michels zum perfekten Kinosaal umgebaut worden. Zwei Filme konnten im Dolby-Surround-Klang in der abgedunkelten Kirche verfolgt werden. Aenne Speetzen fungierte erstmals in ihrer Dienstzeit nicht nur als Küsterin, sondern auch als Popcorn-Verkäuferin. Eine alte Popcorn-Maschine hatte Jugenddiakon Hauke Bruns aufgetrieben.
   
Als Jugenddiakon war Hauke Bruns zusammen mit dem Pfadfinderstamm „Butjenter Friesen“ zudem für die Familien-Kirche in Eckwarden verantwortlich. Obwohl das Team schon ab 16 Uhr für Kinder bereit stand, kam der Ansturm erst um 18 Uhr. „Auf den Schlag standen 35 Menschen in unseren Zelten“ staunte Hauke Bruns nicht schlecht. Alle wollten Stockbrot backen oder handwerklich tätig werden. Küsterin Iris Logemann hatte für die Kinder zudem ein Suchspiel zum Kennenlernen der Eckwarder Kirche vorbereitet. „Ich war überrascht, was Kinder für gute Sucher sind“ sagte sie. „Erwachsene Testpersonen haben sich mit den Aufgaben viel schwerer getan.“
   
Ruhiger als im Eckwarder Pfarrgarten ging es im kath. Kommunikationszentrum Oase in Tossens zu. Dort zeigte Pfarrer Karl Jasbinschek Bilder und Videos zu seiner Wanderung auf dem Jakobus-Pilgerweg. Im kleinen Rahmen ergaben sich mit den Interessierten intensive Gespräche über die Spiritualität des Pilgerns. Und zwischendurch konnte man sich am Tisch wie bei einer einfachen typischen Pilgerrast stärken.
   
Die Ev. Kirche Tossens firmierte an diesem Abend als „Münstermann-Kirche“. Das Thema bot sich aufgrund ihrer Ausstattung an. Wer nun jedoch einen anstrengenden Vortrag erwartet hatte, stellte erleichtert fest, dass er statt eines Vortragenden plötzlich mit einem lebendigen Ludwig Münstermann und seinem Gesellen Onno konfrontiert war. Wolfgang Schypkowski und Tomke Ennen-Hansing waren gekonnt und ausdrucksstark in die Rollen der beiden mittelalterlichen Künstler geschlüpft. Die entwickelten einen spannenden Dialog, zogen die Zuschauer mit ein und schickten sie am Ende auf eine Schnitzeljagd zur Suche nach dem verschwundenen Teufel. Während dieser Suche versetzten Mareen Osterloh sowie Gebhard und Elisabeth von Hirschhausen von der Empore aus die Besucher musikalisch in die Zeit Münstermanns.
   
Dass die Nacht der Acht mit einem Nacht-Gebet in der Burhaver St.-Petri-Kirche abschließen sollte, war vielleicht der Grund dafür, dass einige Besucher Burhave erst als Schlusspunkt ihrer Rundreise ansteuerten. Im Garten der kath. Herz-Mariä-Kirche wurden sie am Lagerfeuer von den Umstehenden willkommen geheißen. Diakon Christoph Richter lud zum Prosecco ein und Liebespaare aller Coleure konnten sich auf der eigens aus Vechta organisierten Herz-Bank fotografieren lassen. Wenn gewünscht segnete der Diakon die Paare unter dem kräftigen Regenbogen der Altarwand der „Segens-Kirche“. Paare, die das Angebot nutzten, werden den erteilten Segen weit über diesen Abend hinaus in sich spüren.
   
Die St.-Petri-Kirche Burhave war in den späten Abendstunden indes kaum wieder zu erkennen. Scheinwerfer an den Bögen der Kirche tauchten die „Bibel-Kirche“ in ein dezent rötliches Licht. Hier waren um 18.18, 19.19 Uhr etc. Preacher-Slam Texte zu hören, eine Form der Verkündigung, die sich am Poetry-Slam orientiert. Den Auftakt machte Ferienpastor Torsten Pappert mit einem biografischen Slam über „Freiheit“. Er, seine Frau, Ferienpastorin Anne Pappert, sowie Ronja Viktoria Steinhauer aus Hannover trugen im Laufe des Abends weitere Slams vor. In den Pausen musizierten sie zusammen mit Jan Steinhauer und trugen moderne christliche Lieder vor. In der Bibelkirche herrschte ein reges Kommen und Gehen, Videos zeigten Menschen, die der Region verbunden sind, mit ihrem Lieblingsbibeltext.
   
Zum ökumenischen Nacht-Gebet kamen schließlich etwa 15 Personen zusammen, um den ereignisreichen Tag in Stille, Gebet und dem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ ausklingen zu lassen. Das Nachtgebet wurde von Pfarrer Karl Jasbinschek und den Pastoren Anne Pappert und Dietmar Reumann-Claßen geleitet. 
   
Von den vielen Mitwirkenden in den Gemeinden war als erstes Resümee zu hören: „Es war anstrengend, aber es hat uns Spaß gemacht. Schön zu sehen, was sich mit den alt-ehrwürdigen Kirchen alles auf die Beine stellen lässt, und toll, dass Menschen kommen, sich interessieren und etwas mitnehmen.“ Von Seiten der Besucherinnen und Besucher wurde schon der Wunsch geäußert, eine solche Nacht zu wiederholen. Denn eine Nacht sei zu kurz, um die vielen interessanten Angebote alle wahrzunehmen. Deshalb: Fortsetzung folgt bestimmt.
    
Dietmar Reumann-Claßen

Kirche-Oldenburg
„Nacht der Acht“