Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise – Er startet von Syrien aus übers Mittelmeer, macht Zwischenstation auf Zypern, bevor ihn ein Schiff rüber an die türkische Küste bringt. Was wie der Reisebericht eines Flüchtlings in unseren Tagen beginnt, liegt fast 2000 Jahre zurück. Paulus, Missionar und Apostel, auf Kreuzfahrt, mit dem Glauben im Gepäck. Damals wagten sich die Kapitäne nur selten aufs offene Meer, man hangelte sich an den Küsten entlang und legte viele Zwischenstopps ein. Paulus hat mindestens drei mehrjährige Missionsreisen unternommen, kam bis nach Korinth und Thessaloniki in Griechenland und zuletzt als Gefangener nach Rom, wo Kaiser Nero ihn für seine Glaubensüberzeugung hinrichten ließ. Um den Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu bringen, war ihm keine Strapaze zu groß.

Die Menschen, die heute übers Mittelmeer zu uns kommen, haben auch ihren Glauben im Gepäck. Sie kommen als Muslime oder als verfolgte christliche Glaubensflüchtlinge. Das bedeutet nicht den Untergang des christlichen Abendlandes. Wenn wir die Begegnung der verschiedenen Glaubenswelten zulassen, wird sich ihr Glaube und unser Glaube verändern. Davor sollten wir uns nicht fürchten. Im besten Fall bekommen unsere Gemeinden neue Impulse und wir werden uns der Schätze und Traditionen unseres eigenen Glaubens neu bewusst.

 

Christian Scheuer, Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven

Hören Sie diesen Beitrag bei Radio Jade:
Alle Beiträge im Überblick | RADIO JADE