Vechta/Lengerich (epd). Der Menschenrechtler und katholische Priester Peter Kossen will künftig mit einem Verein für einen würdevollen Umgang mit Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa kämpfen. Obwohl bis zu vier Millionen Menschen aus Rumänien, Bulgarien oder Polen in Deutschland arbeiteten, finde eine Integration praktisch nicht statt, sagte Kossen am Dienstag dem epd. Sie würden in der Fleischindustrie, der Landwirtschaft in der häuslichen Pflege und bei Paketdienstleistern ausgebeutet und in der Gesellschaft an den Rand gedrängt und diskriminiert, betonte Kossen.
Er ist Vorsitzender des Vereins «Aktion Würde und Gerechtigkeit», der an seinem Sitz im westfälischen Lengerich am 6. März seine erste Beratungsstelle offiziell einweihen wird. Die Beratungstätigkeit werde sich bis nach Niedersachsen ausdehnen, wo viele Schlacht- und fleischverarbeitende Betriebe ansässig seien. Kossen ist seit 2017 Pfarrer in Lengerich. Zuvor war Prälat im niedersächsischen Teil des Bistums Münster in Vechta. Über Jahre hat er die Situation der Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie im Oldenburger Münsterland angeprangert.
«Menschen werden angemietet, verschlissen und entsorgt. Daran hat sich nichts geändert», sagte Kossen. Ihre Wehrlosigkeit und die Ausweglosigkeit ihrer Situation würden brutal ausgenutzt. Der Verein wolle denen helfen, «die unter die Räder geraten seien, und, wenn nötig, die Räder moderner Sklaverei anhalten». Der Verein hat Kossen zufolge rund 140 Mitglieder aus ganz Norddeutschland. Er könne verlässliche Beratungszeiten an zwei bis drei Tagen pro Woche anbieten. Derzeit sei ein Rumäne dort tätig. Dolmetscher und Berater für weitere Sprachen sollen folgen. Das Angebot sei niedrigschwellig und habe sich in der Gruppe der Arbeitsmigranten bereits herumgesprochen. «Wir gehen auch in die betreffenden Wohngebiete, Kneipen oder Geschäfte und verteilen Flyer.»
Erste Beratungen hätten bereits stattgefunden, berichtete der Theologe. Ehrenamtliche des Vereins stellten häufig den Erstkontakt her. Juristen gäben wichtige Hinweise und böten Rechtsbeistand bis vor Gericht an. Das alles sei kostenlos. Ferner plane der Verein, sich in der Bildung und beim Spracherwerb zu engagieren. Die Erwachsenen hätten bei Arbeitszeiten bis zu zwölf Stunden täglich kaum Möglichkeiten Deutsch zu lernen. Die Kinder säßen oft ohne besondere Hilfen in den Schulklassen. «Wir wollen über Ehrenamtliche Deutschkurse anbieten und mit Schulen zusammenarbeiten.»
Source: Kirche-Oldenburg