200 Einladungen hatte der Vorbereitungskreis zum 50-jährigen Bestehen des Pfarrfrauenvertretung Oldenburg in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg für die Jubiläumsveranstaltung verschickt. „54 sind unserer Einladung heute gefolgt. Das ist aus unserer Sicht eine sehr gute Resonanz. Immerhin sind 25 Prozent der Pfarrfrauen zur Feierstunde mit Festgottesdienst in die St. Lamberti-Kirche nach Oldenburg angereist“, freute sich Kirsten Ulrich-Welz am vergangenen Samstagnachmittag.
  
Zusammen mit Ute Gryczan (Brake), Anke Löwensen (Bad Zwischenahn), Kerstin Technow (Vechta) und Petra Ossowski (Garrel) vom Vorbereitungskreis hatte die Oldenburgerin zu dem Geburtstagskaffee und anschließendem Festgottesdienst mit Bischof Jan Janssen eingeladen. „1967 gilt als das Gründungsjahr der Pfarrfrauenvertretung, aber eigentlich ist das Engagement der Frauen aber auch der Pfarrmänner viel älter. Oft als (un)freiwillige Übernahme von Mitarbeit in der Kirchengemeinde“, erklärte Kirten Ulrich-Welz auf Nachfrage. Im Jahr 1967 habe es den ersten eigenen Etat für die Arbeit durch den Oberkirchenrat gegeben, um die Pfarrfrauenarbeit weiter aufzubauen, führte die Sprecherin des Vorbereitungskreises weiter aus. Das werde heute als Gründungsjahr angesehen.
Nach dem Sektempfang im Lamberti-Saal, schloss sich während des Geburtstagskaffee ein reger Austausch an, an dem sich die eigens aus Fürth angereiste Vorsitzende des Pfarrfrauen und -männer der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Doris Münderlein, gerne beteiligte.
  
Was gehört aber eigentlich zur Pfarrfrauenarbeit neben den kleinen Ämtern und der ehrenamtlichen Unterstützung in der Pfarrarbeit? Einmal im Jahr treffen sich die Pfarrfrauen im Blockhaus Ahlhorn zu einem Austausch mit Vorträgen, daneben zu einem Dämmerschoppen mit kulturellem Programm und ferner zu einem Frühstücksgespräch. „Außerdem besuche ich jedes Jahr das bundesweit stattfindende Treffen der Pfarrfrauen- und männer“, so Kerstin Ulrich-Welz weiter. Das jüngste Treffen fand übrigens im Bereich der Oldenburgischen Kirche im Frühjahr statt. Ziel dieser Treffen ist nicht nur die Diskussion und das Erarbeiten von unterschiedlichsten (Sach-)Themen, sondern auch der Austausch und das Miteinander für eine mittlerweile weitverbreitete Vernetzung unter den Pfarrfrauen.
  
Bischof Jan Janssen äußerte seine Gedanken in dem anschließenden Festgottesdienst mit Abendmahl in der St. Lamberti-Kirche. „Am Ende des Kirchenjahres feiern wir 50 Jahre Pfarrfrauen. Mitten im November sind wir dazu versammelt und bewegen uns zwischen Nachsinnen zurück und Neugier nach vorn“, begann Bischoff Jan Janssen seine Predigt. Der Bischof drückte die Wertschätzung über die Arbeit und das Engagement der Pfarrfrauenvertretung mit dem biblischen Text Lukas 1,39-45.56 aus. Dabei trifft die schwangere Maria auf die weit ältere Elisabeth, die ebenfalls ein Kind erwartet. Die heimatlose Maria bleibt drei Monate bei der wohl ersten „Pfarrfrau“ Elisabeth. In dieser Begegnung nur zweier Frauen würdigt die eine die andere. Elisabeth, „die die alte zurückliegende Geschichte und prophetische Kraft der Vergangenheit in sich trägt, ja: verkörpert und die andere Frau, die das junge Vertrauen in neue Wege und den Aufbruch in ein künftiges neues Leben in sich trägt, ja: verkörpert“, zog Janssen den Vergleich.
  
„Hoch hebt den Herrn mein Herz und meine Seele“ hatten die Pfarrfrauen im Credolied, EG 309,1-4 (Magnificat), ihren Glauben bekundet. „Kein Wunder, dass Maria ein Lied auf den Lippen hat! Und es ist ein besonderes Ständchen, dass wir hier heute zum 50. Geburtstag der Pfarrfrauen als Gemeindelied singen“, so Janssen dazu.
  
Gewiss sei das Jahr 1967 eine wichtige Station auf dem Weg der Oldenburger Pfarrfrauen. Inzwischen sei doch im Wechsel der Generationen unglaublich viel passiert. Das Bild des Pfarramtes und derer, die im Pfarrhaus leben, habe sich verändert. Frauen gestalteten selbst den Pfarrberuf. Partner und Partnerinnen würden selbständiger ihre Wege bezogen auf den Beruf gehen. Es sei eine Strecke des Weges, den das Gottesvolk über alle Zeiten unterwegs ist und Stationen macht, um sich zu erinnern und zu fragen, wohin die Reise geht. „Es gibt für die Kirche keinen Moment, in dem es heißen könnte: Das war ja noch nie so, darum kommt es auch nicht in Frage. So wie es jetzt ist, soll es immer bleiben. So wie es immer war, so gilt es auch für alle Zeit.“
  
Janssen weiter: „Paradox, dass wir uns wieder erinnern müssen; was wir tun, ist eben nicht für die Ewigkeit gemacht. Im Leben seines Volkes und der Kirche Jesu Christi, auch der Pfarrrauen, gibt es nicht den Zustand des Bleibens.“ Mit jedem Menschenkind beginne Gott ein neues Kapitel Lebensgeschichte. „Elisabeth und Maria, Johannes und Jesus gehen uns als Menschenkinder voran. Allen, die sich in der Gemeinschaft des Volkes Gottes mit ihnen zusammentun, ist verheißen, das Fest der Freude zu feiern. Darauf gehen wir zu. Amen.“
Peter Kratzmann
Source: Kirche-Oldenburg