Hannover (epd). Die niedersächsische Pflegekammer hat eine vom Bundesfamilienministerium initiierte Youtube-Werbeserie für den Pflegeberuf scharf kritisiert. Die Miniserie «Ehrenpflegas» sorge derzeit bei den Pflegenden zu Recht für große Unruhe und lebhafte Diskussionen, sagte Vorstandsmitglied Benjamin Schiller am Freitag in Hannover. «Viele professionell Pflegende können sich in der sehr oberflächlichen Darstellung des Berufes in der Serie nicht wiederfinden.»

Leider entstehe der Eindruck, dass Pflegeberufe «das Sammelbecken für gescheiterte Existenzen» seien, kritisierte Schiller. Die Darstellung des Berufs werde auf typische Klischees reduziert. «Vielleicht wird mit diesem Format die Zielgruppe der Teenager angesprochen, aber viele langjährig Beschäftigte fühlen sich in ihrer Tätigkeit nicht wertgeschätzt.»

Die Idee für den Film sei gut, aber er zeige kein wirklichkeitsnahes Bild des hochkomplexen Berufs des Pflegefachmanns und der Pflegefachfrau. «Professionelle Pflege kann nicht jeder.» Die Pflege müsse weg vom Darstellen von Stereotypen hin zu realistischen Bildern fernab von Fernseh- und Youtube-Serien.

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte die Social-Media-Kampagne ihres Ministeriums am Montag in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie wurde mit den Produzenten des Kinofilms «Fack Ju Göhte» entwickelt, mit bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt und von Constantin Film produziert. Thema der fünf Filme ist die neue generalistische Ausbildung, in der seit diesem Jahr Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflegerinnen und -pfleger gemeinsam ihren Beruf erlernen. Wegen des Fachkräftemangels will die Regierung im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege die Zahl der Auszubildenden bis 2023 um zehn Prozent steigern. Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hatte sich von der Serie distanziert.

Die niedersächsische Pflegekammer ist nach eigenen Angaben die größte in Deutschland. Sie wurde 2017 gegründet, um die Situation der Pflegefachberufe zu verbessern. Seit ihrer Gründung ist die Kammer umstritten und steht nach einer Umfrage unter den 78.000 Mitgliedern zum Fortbestand vor der Auflösung.

Source: Kirche-Oldenburg