Im letzten Jahr haben wir in den Archiven Hunderte von Briefen gesehen und gelesen, die nach dem ersten und zweiten Weltkrieg an den Pastor unserer Kirche geschickt wurden. Mütter und Väter, Frauen und Kinder fragen nach dem Warum des Todes im Krieg. Und der damalige Pastor erklärt, jeden noch so unsinnigen Tod als gottgemäß, als große Tat. Die Toten sind allesamt Helden, sagt er. Sie alle starben für Ihr Vaterland. Biblisch werden die Tote von ihm auch immer wieder mit einem biblischen Spruch erhöht und überhöht. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ein Vers aus der Bibel wird einfach mal herausgerissen. Ein Satz, der eigentlich sich nur auf Jesus bezieht, wird auf alle toten Soldaten umgedeutet. In unserer Christus- und Garnisonkirche wurde tatsächlich Jesu Tod gleichgesetzt mit allem Tod im Krieg.

Gehorsam und Pflichterfüllung. Wir denken mittlerweile anders, wir kennen die Pflicht zum Ungehorsam. Und wissen, dass da eher das Evangelium ihren Ausdruck findet. Gott braucht nicht unseren Dienst, er will uns nah sein und nach dem Verständnis des neuen Testaments dient er uns. So soll es sein.

 

Frank Morgenstern, Pastor der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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