Oldenburg (epd). Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme hat ein geplantes Projekt des Staatstheaters Oldenburg über den Mordprozess gegen den Ex-Krankenpfleger Niels Högel scharf kritisiert. Auch wenn eine mögliche Inszenierung die Opfer und Angehörigen in den Blickpunkt stelle, werde sie sich auch mit dem Täter Högel beschäftigen und ihm so zumindest mittelbar eine weitere Plattform bieten, sagte er der Oldenburger «Nordwest-Zeitung» (Donnerstag). «Dies sehe ich sehr kritisch. Vor allem habe ich Zweifel, ob ein derartiges Vorhaben überhaupt im Sinne der Angehörigen ist.»
Mitglieder der «Werkgruppe2» des Staatstheaters hatten am Montag angekündigt, den am 30. Oktober beginnenden Prozess um die größte Tötungsserie im Nachkriegsdeutschland zu begleiten. Dabei wollen sie mit Zeugen und Angehörigen sprechen. Ziel des Projektes sei, die Ereignisse aus der Perspektive der Angehörigen und der überlebenden Opfer zu erzählen. So könne eine Form des öffentlichen Erinnerns geschaffen werden, hieß es.
Polizeipräsident Kühme unterstrich: «Bei allen Medienformarten, bei denen gleichzeitig auch Niels Högel als Mensch und mit seiner Geschichte in den Fokus der Darstellung kommt, beteiligt sich die Polizei nicht.» Högel sei angeklagt, weil er Menschen umgebracht habe, um sich selbst in den Vordergrund zu stellen.
Högel hatte nach Überzeugung des Gerichts Patienten ein Medikament gespritzt, um lebensbedrohliche Herzprobleme auszulösen. Anschließend versuchte er, bei Reanimationen als rettender Held zu glänzen. Wegen sechs Taten wurde er bereits zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun werden ihm 99, möglicherweise sogar 100 weitere Mordfälle vorgeworfen.
Source: Kirche-Oldenburg