Bad Zwischenahn (epd). Für Trauernde können Nachbarn, Freunde, Kollegen eine große Hilfe sein. «Das soziale Netz ist eine der entscheidenden Ressourcen, um wieder in das Leben zu kommen», sagte Psychologin Gerlinde Geiss-Mayer aus Bad Zwischenahn bei Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Breche jemand hingegen den Kontakt zu einem Trauernden ab oder weiche ihm aus, indem er beispielsweise die Straßenseite wechsele, wenn er ihm begegne, verletze dies sehr: «Das kann fast wie ein zweiter Tod, ein sozialer Tod, erlebt werden.»

«Anrufen, eine Karte schreiben, eine Suppe kochen und vorbeibringen, das Beet durchjäten, den Rasen mähen, mit dem Trauernden einen Spaziergang machen – das alles bedeutet Teilhabe am Leben», verdeutlicht Geiss-Mayer. «Wichtig ist, den Verlust nicht totzuschweigen.» Briefe und Karten mit Worten zum Verstorbenen hätten einen besonderen Wert: «Die kann man mitten in der Nacht oder Jahre später rauskramen und lesen.»

Trauer bedeute, einen neuen Lebensweg zu finden, den es vor dem Tod des Angehörigen oder Freundes nicht gegeben habe. «Das ist wie eine Schneise, die man durch einen Urwald schlägt.» So wichtig dabei soziale Kontakte seien, so unangemessen seien Ratschläge. «Lieber zurückhalten», meint Geiss-Mayer. Wer Ratschläge gebe, sende das Signal aus, dass der Trauernde besser anders wäre. «Hilfreicher ist es zuzuhören, auszuhalten, mit zu empfinden und zu fragen: Wie geht es Dir, brauchst Du Unterstützung, wollen wir etwas unternehmen?»

Grundsätzlich seien Unsicherheiten im Umgang mit trauernden Menschen völlig verständlich, betont Geiss-Mayer. «In diesen Begegnungen und der Situation wird schließlich deutlich, wie fragil unsere Sicherheit ist, wie verletzlich das Leben ist.» Insofern lasse sich im Kontakt und in Gesprächen mit Trauernden lernen: «Zeit ist kostbar. Wir sollten weniger auf später bauen und nicht warten, sondern heute leben.»

 Zur Dauer von Trauerprozessen gebe es keine Regel. Sie seien wichtig, damit es gelingen könne, mit einem Verlust leben zu lernen. «Das Leben wird niemals so wie vorher, auch wenn der Wunsch natürlich da ist. Die Trauer verändert sich, ist ganz individuell, wird zu einem Teil des Lebens. Möglicherweise werden die Wellen der Trauer irgendwann nicht mehr so hoch. Aber die Trauer bleibt, wenn auch in anderer Form.»

Source: Kirche-Oldenburg