Bei dem Wort „sanftmütig“ muss ich an meinen Osteopathen denken. Er ertastet die Verspannungen in meinem Nacken. Was bei mir verhärtet ist, löst er mit sanften Händen und fließenden Bewegungen. Heilsam und befreiend. 

So erwarteten die Propheten den Messias Israels: „Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel.“ Genauso taucht Jesus vor den Toren Jerusalems auf, mit einem Lasttier im Schlepptau. Das Zeichen wissen die Leute zu deuten. Da kommt einer, der uns unsere Lasten abnimmt. Da kommt einer, von dem es heißen wird: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Ohne mit der Faust auf den Tisch zu hauen, ohne den starken Mann markieren zu müssen, löst er im Handumdrehen die Verhärtung der Unterdrückten, die Miss-achtung der Ungesehenen und den Schmerz der Ungeliebten. Es bricht aus den Leuten heraus, heilsam und befreiend: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN.“ Verbal abrüsten und auch sonst, den Schmerz des anderen ertasten und sanft lösen. Selig sind die Sanftmütigen.

Christian Scheuer

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