Martin Schleske baut Geigen.

Mit einem Abstecheisen sticht er den Boden für ein neues Instrument aus dem Holz heraus.

An diesem Tag ist das besonders anstrengend.

Er denkt: „So hart ist das Holz doch sonst nie.“

Dann überlegt er: „Vielleicht liegt es nicht am Holz, sondern die Schneide ist nicht mehr ganz scharf.“

 

Er hat recht: Sie ist richtig stumpf.

Er zögert. Es dauert lange, ein Eisen zu schärfen.

Er arbeitet weiter und redet sich ein: „Es reicht schon noch.“

 

Dann zuckt er zusammen: Was für ein schrecklicher Satz!

Wie oft sagen wir das! Und machen weiter.

Auch wenn wir selber müde sind und unser Herz abgestumpft.

„Es reicht schon noch.“

Eine Geige, die so gebaut wird, klingt niemals gut.

 

Martin Schleske entdeckt: Man muss die Arbeit unterbrechen, um das Eisen zu schärfen.

Und er glaubt: Gott will uns unterbrechen, wenn wir unruhig werden und stumpf.

Vielleicht ein paar Minuten Stille, jeden Tag.

Vielleicht eine Auszeit, einmal im Jahr.

Dann kann Gott uns schärfen. Und das Leben klingt neu.

 

Meike von Fintel

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