Im Badezimmer habe ich zwei Schildkröten. Nicht, wie sie jetzt denken. Beide aus Plüsch. Letztens fragte ich mich, ob sie ihre Umgebung wertschätzend wahrnehmen.

Wenn ich zum Arzt gehe, habe ich immer ein Buch dabei. Vielleicht erinnern sich Einige von Ihnen. Diese Papierstapel, an einer Seite meist hübsch zusammengefügt. Die Seiten sind mit schwarzen Zeichen gefüllt, die man Buchstaben nett. 

Früher grüßte man sich noch. Kam zwischen den Illustrierten auch mal ins Gespräch, tauschte mal Blicke oder Gesten aus. Ja, vielleicht auch mal einen Flirt. 

Heute komme ich mir wie ein Dinosaurier vor, wenn ich mein Buch im Wartezimmer auspacke. Meist sind es Themengebiete, die nicht mal Mainstream sind. Ganz selten entdecke ich noch einen Artgenossen. Oft nimmt man dann schmunzelnd Notiz voneinander. 

Und die Anderen? Tippen auf ihren Mobilfunkgeräten rum. Ist die so weit entwickelte Technologie der Preis dafür, dass wir Menschen uns mehr voneinander entfremden? Gespräche oberflächlich und ohne wirkliches Interesse? Dass macht mich oft traurig. 

Ob die Schildkröte wenigstens aufgeschlossen auf Artgenossen reagiert? Vielleicht hebt sie zumindest bei der nächsten Begegnung eine Flosse zur Begrüßung.

Florian Bargen

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