Hinten in der Schublade liegt ein altes Paar Wollsocken. Hellblau, früher schön dick, inzwischen fadenscheinig. Ich hab sie lang nicht mehr getragen. Aber ich bringe es auch nicht über’s Herz sie wegzuwerfen. Es ist das letzte Paar, das ich noch von meiner Oma habe. 

Oma strickte Socken. Zum Geburtstag und zu Weihnachten bekamen wir welche, manchmal auch zwischendurch. Vorher fragte sie bei den Eltern nach: Haben die Kinder schon wieder größere Füße? 

In der Pubertät haben wir über Omas Farbauswahl gegrinst. Aber abgelehnt haben wir die Socken nie. Sie hielten einfach wunderbar warm. Außerdem steckte noch mehr drin als Wolle: Omas Liebe zu uns allen. 

Ob Paulus sich auch mit dem Stricken auskannte? Jedenfalls schreibt er an die Kolosser: „Die Liebe ist das Band, das alles andere zusammenhält und vollendet.“ Stimmt! Wer liebt, versucht immer wieder beim anderen anzuknüpfen. Gott macht uns Mut dazu. Und er strickt seine Liebe in unser Leben hinein. So wie Oma in ihre Socken.

 

Meike von Fintel

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