Stade (epd). Vor dem Hintergrund des 175-jährigen Bestehens der Diakonie in Deutschland hat der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy die präventive Aufgabe sozialdiakonischer Arbeit betont. «Es genügt nicht, Menschen in Not zu unterstützen», sagte der leitende evangelische Theologe am Mittwochabend in einem Gottesdienst zum Jubiläum in der Stader St.-Wilhadi-Kirche. Es müsse vor allem darum gehen, zu verhindern, dass Menschen in Not gerieten. Deshalb seien beispielsweise Bildung und Einrichtungen für junge Menschen so wichtig.

 

«Es muss doch immer vor allem um Hilfe zur Selbsthilfe gehen, damit Menschen soweit eben möglich selbstbestimmt ihr Leben gestalten können», sagte Brandy in einer Predigt. Um das zu erreichen, müssten sich Kirche und Diakonie auch politisch einsetzen. Die Nächstenliebe sei dem christlichen Glauben in die DNA eingeschrieben. Aber Nächstenliebe ohne sozialpolitisches Engagement «greift zu kurz».

 

Brandy sprach unter anderem auch den wirtschaftlichen Druck an, unter dem mittlerweile viele diakonische Einrichtungen leiden. Das sei eine gewaltige Spannung: «Die Zahlen müssen stimmen, sonst ist das Tun der Nächstenliebe höchst gefährdet.»

 

Bis Sonntag erinnert die «Woche der Diakonie» unter dem Motto «Aus Liebe» an das Jubiläum der Diakonie. Es geht zurück auf die Gründung der «Inneren Mission» beim Evangelischen Kirchentag 1848 in Wittenberg, maßgeblich beeinflusst durch den Hamburger evangelischen Theologen und Sozialreformer Johann Hinrich Wichern (1808-1881).

 

Die Diakonie in Niedersachsen ist der größte Wohlfahrtsverband im Land. Ihr gehören nach eigenen Angaben 595 Mitglieder mit mehr als 3.000 Einrichtungen und Diensten an. Sie beschäftigen rund 89.000 Menschen, mindestens ebenso viele engagieren sich ehrenamtlich.

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Sozialdiakonie: Regionalbischof Brandy betont Hilfe zur Selbsthilfe