Ich habe eine schlechte Angewohnheit. Ich mache meine Steuererklärung immer zu spät. Was andere längst hinter sich haben, rufe ich im Sommerurlaub auf. Erst muss ich beim Fiskus um Aufschub bitten und dann am Schreibtisch nachsitzen, während gefühlt alle anderen um mich herum die Beine hochlegen oder ein kühles Bad nehmen. Eisern sitze ich da und sortiere im stillen Kämmerlein Belege, Familie und Freunde müssen mal wieder warten. Was für eine lästige Pflicht.

 

Auch Marta macht sich viel zu schaffen. Sie will eine gute Gastgeberin sein, als Jesus zu Besuch kommt. Während Sie in der Küche herumwirbelt, setzt sich ihre Schwester Maria einfach zu dem Gast und hört ihm zu. Marta, Marta, warum immer zuerst Sorge und Mühe, fragt Jesus. Ein Ohr für ein gutes Gespräch oder ein Auge für einen lieben Menschen sind es doch wert, mal Pause zu machen. Jesus erlöst Marta aus der Pflicht. Sie darf sich nicht nur etwas Müßiggang erlauben, sie soll es sogar! Erst durch das Nichtstun entsteht Freiraum für Schönes, Neues und Tiefes.

 

Also, lass den Griffel fallen und das Smartphone verstummen. Meine Steuererklärung kann auch noch warten, bis mal wieder Regen kommt. Erlösung kann so einfach sein.

 

Christian Scheuer

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